Pankreas Insuffizienz -
EPI
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) erfüllt zwei
Hauptfunktionen: Die endokrine Drüse gibt Hormone ab, vor
allem Insulin, und die von Endokrinologen (human- und
tiermedizinisch) meist gefürchtete Fehlfunktion der
Bauchspeicheldrüse ist Diabetes. Die exokrine Drüse
versorgt den Dünndarm mit Verdauungsenzymen, welche die
Nährstoffe (Kohlenhydrate, Eiweisse und Fette) aus dem
Nahrungsbrei herauslösen und so zerkleinern, dass sie die
Darmwand passieren können.
Als Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse bei Hunden wird
die Unfähigkeit der Drüse Verdauungsenzyme zu
produzieren bezeichnet. Die Krankheit wird als Exokrine
Pankreas Insuffizienz, in der
Veterinärmedizin oft kurz EPI genannt.
Bei EPI können folgende Symptome auftreten: Heisshunger,
sehr weicher "kuhfladenartiger" Stuhl (typisch ist auch die
grosse Menge und manchmal fällt die Fetthaltigkeit des
Kotes auf) und struppiges fettiges Haarkleid. Ungeachtet
wieviel der Hund frisst, hat er schon bald wieder Hunger und
beginnt (oft rapide) an Gewicht zu verlieren.
In der Regel tritt EPI im Alter von 18-24 Monaten auf, selten
später. In den meisten Fällen wird EPI von einer
Autoimmunerkrankung verursacht. Dabei zerstören
körpereigene Abwehrzellen schleichend und zunehmend das
Gewebe der Bauchspeicheldrüse. Die Ursachen für diese
Autoimmunreaktion sind noch nicht völlig geklärt. Das
gehäufte Vorkommen der chronischen Krankheit beim
Deutschen Schäferhund deutet jedoch auf eine Vererbung.
Sehr selten kann EPI auch durch chronische Entzündungen
der Bauchspeicheldrüse oder deren Tumore ausgelöst
werden.
Die Diagnose erfolgt aufgrund einer Blutuntersuchung. Dabei
wird auf nüchternen Magen die Menge von cTLI (engl. canine
trypsinogen-like immunoreactivity) im Blut bestimmt. Die
typischen Patienten weisen Werte auf, die deutlich unter dem
Normalbereich liegen (in der Regel <5 ug/l). Wichtig ist
dabei, dass das Tier wirklich mindestens 12 Stunden
nüchtern gehalten wurde; Futteraufnahme erhöht
fälschlicherweise diesen Wert. Ältere Testverfahren
wie proteolytische Aktivität des Kots sind nicht genau und
sollten nicht für die Diagnosestellung eingesetzt werden.
Grundsätzlich empfiehlt sich auch eine Routine-Blut- wie
auch Kotuntersuchung um allfällige begleitende
Erkrankungen (z.B. Parasiten) auszuschliessen.
Die Behandlung von EPI beruht hauptsächlich auf
Diätfutter und Enzymsupplement und die Prognose kann als
grundsätzlich gut bis sehr gut bezeichnet werden. Die
Hauptmerkmale des Futters sind geringer Inhalt an Fett und
Ballaststoffen. Besonders wichtig ist eine ausreichende
Versorgung mit essentiellen Fettsäuren und den
fettlöslichen Vitaminen A, D, E, K, da bei einer EPI vor
allem die Fettverdauung gestört ist. Es existieren
verschiedene exzellente Diätfuttermittel auf dem Markt.
Ebenfalls kann aber auch, zumindest anfänglich,
selbstgemachte Schonkost bestehend aus Reis und gekochtem
Huhn/Truthahn eingesetzt werden. Bei selbstgemachter Kost gibt
es zu bedenken, dass diese auf Dauer zur Unterversorgung mit
Vitaminen/Mineralien führen kann. Statt einer grossen
Mahlzeit pro Tag, ist es besser, das Futter in mehrere kleine
Portionen zu verteilen.
Trotz der anscheinend identischen Zusammensetzung der
verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Enzymsupplemente
(Pulver oder Granulat) sind nicht alle gleich wirksam. Das
Präparat muss genau auf die Bedürfnisse des Hundes
abgestimmt sein.
Wenn man herausgefunden hat, welche Enzyme und in welcher
Dosis für einen relativ normalen Stuhl erforderlich sind,
kann man dem Hund genug zu fressen geben, damit er sein
verlorenes Gewicht wieder gewinnt. Hat man einen Hund mit EPI,
muss sein Zustand dauernd überwacht werden, denn es ist
wichtig, Rückfälle, sei es in Form von Durchfall oder
erneutem Gewichtsverlust, sofort zu erkennen.
Generell kann man sagen, dass wenn Besitzer und Tierarzt
gewillt sind, die Zusammensetzung von Futter und
Enzymsupplement sorgfältig abzustimmen, kann ein Hund mit
EPI ein gutes und relativ normales Leben führen.
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Ich habe im Laufe der Zeit von einigen Cardigan Corgis mit EPI
gehört und mein eigener Indy hatte eine
glücklicherweise milde Form von EPI, d.h. er hatte
Mühe Fett zu verdauen. Als er etwa 8 Jahre alt war,
entdeckten wir durch Zufall, dass das kanadische Trockenfutter
"ProNature 21" seinen Stuhl ohne Zugabe eines Enzym-Supplements
regulierte. Die damalige Korrespondenz mit den Besitzern der
betroffenen Cardigans deutete auf eine gewisse Erblichkeit von
EPI.
Anita Nordlunde
Juni 2010
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