Vorsicht bei Schimmelpilz!

Dass Schimmelpilze schädlich sind für Menschen ist schon lange bekannt. Dass diese Pilze auch für Hunde giftig sind, weiss man erst seit neuerer Zeit. Neue Forschung hat nämlich gezeigt, dass Vergiftungen mit Schimmelpilz beim Hund viel häufiger vorkommen als man denkt.

Das norwegische Veterinärinstitut veranlasste eine Studie, nachdem Tierärzte seit 2006 Proben von mehreren Hunden mit typischen Symptomen von Vergiftung mit Nervengiften eingeschickt hatten. In vielen der Fälle wurde Penicillium crustosum, d.h. Schimmelpilz, im Mageninhalt oder Erbrochenem gefunden.

Laut Gunnar Sundstøl Eriksen, dem Toxikologen des Instituts, ist es eine Vergiftung, über die man nicht viel wusste. Bisher wurden 20 Fälle registriert, 3 davon im Jahr 2013.

Fallobst und Speiseabfälle
Penicillium crustosum ist ein verbreiteter Schimmelpilz, der besonders auf fett- und proteinreichen Nahrungsmittelnwächst. Falls der Hund normalerweise Trockenfutter frisst, lohnt es sich deshalb, den Inhalt des Futtersacks genau zu prüfen, bevor der Hund gefüttert wird.


Futter, das gelagert wird, ist besonders gefährdet, aber auch andere Esswaren wie Fallobst und Speiseabfälle können diesen Schimmelpilz enthalten. Ausserdem kann der Pilz laut dem Toxikologen z.B. im Eis von Seen und Gletschern vorkommen. Früher wurden Vergiftungsfälle aus anderen Ländern, u.a. USA, Afrika und Kanada, gemeldet. Penicillium crustosum kann auch Metaboliten mit gleichen oder mit anderen Eigenschaften produzieren. Besonders das Gift Penitrem A wurde bei mehreren Tests gefunden.

Penitrem A hemmt die Ionenkanäle im Gehirn. Das führt bei den Hunden zu Muskelzuckungen und Krämpfen.

Zudem bindet Penitrem A sich an die GABA-Rezeptoren im Gehirn, welche die Aktivität in den Nervenbahnen registrieren und für die Kontrolle der Muskeln verantwortlich sind.

Glaubten, es sei Epilepsie
Als 2005 und 2006 Tierärzte Proben von angeblich epileptischen Hunden einsandten, begann das Institut mit den Untersuchungen, um herauszufinden, welcher gemeinsame Nenner die Hunde verband. Es erwies sich, dass sämtliche Proben Schimmelpilz sowie mehrere der Toxine enthielten.

Das war das erste Mal, dass die Toxine nach der Vergiftung in den Organen nachgewiesen wurden. Bisher wurde auch noch nie über Langzeitwirkungen berichtet. Zudem hatte man zum ersten Mal einen Hinweis auf den möglichen Zusammenhang zwischen Hirnblutung und chronischen Schäden erhalten.

In einem frühen Fall stammte die Probe von einem Bull Terrier mit Krämpfen, Muskelzuckungen, Erbrechen und Fieber. Als der Mageninhalt untersucht wurde, fanden die Forscher Spuren von Schimmelpilz in einer Hundewurst, mit der er gefüttert worden war. Die Folge davon war, dass die Motorik in den Hinterbeinen des Hundes chronisch geschwächt wurde. In einem anderen Fall hatte der Hund verfaulte Äpfel gefressen, was die gleichen Symptome wie beim Bull Terrier auslöste, aber zusätzlich hatte dieser Hund vergrösserte Pupillen und zunehmende Krämpfe und Zuckungen bei körperlicher Aktivität. Dieser Hund erlitt einen bleibenden Nierenschaden, blieb aber nach der Behandlung symptomfrei.

Das Veterinärinstitut testete diese Toxine an Mäusen und erhielt die gleichen Resultate und Symptome wie bei den Hunden. Jetzt waren die Forscher überzeugt, dass es sich nicht um epileptische Anfälle handelte, und versuchten alsdann herauszufinden, wie diese Toxine behandelt werden können.

Eriksen erzählt, dass Diazepam den Zustand verbessern kann, aber nur vorübergehend. In schweren Fällen ist das Mittel nicht wirksam gegen Muskelzuckungen und Krämpfe.

Barbiturate sind effektiver und in schweren Fällen zu empfehlen. Die Dosis muss langsam angepasst werden.

Eriksen macht darauf aufmerksam, dass der Hund nach der Behandlung empfindlich gegen Licht und Lärm ist. Man soll daher dafür sorgen, dass ersich in einer ruhigen und reizarmen Umgebung aufhält, dass er Flüssigkeit zu sich nimmt und dass seine Temperatur kontrolliert wird.

Der Toxikologe empfiehlt allen Hundebesitzern, das Futter im Auge zu behalten, das dem vierbeinigen Familienmitglied vorgesetzt wird. Hunde, die leicht Zugang zu Fallobst und Komposthaufen haben, müssen bald möglichst untersucht werden, falls sie Symptome von Vergiftung mit Schimmelpilz zeigen.

Zum Glück sind die Prognosen laut Eriksen gut für Hunde, die behandelt werden. Alle waren bisher nach 24 Stunden oder einer Woche symptomfrei, abhängig davon, ob sie den Pilz gefressen, getrunken oder eingeatmet hatten.

Eriksen glaubt, dass diese Fälle von Vergiftungen öfter vorkommen und dass jeder Tierarzt schon solche Hunde in der Praxis hatte. Es ist daher enorm wichtig, dass man darauf aufmerksam ist, damit die Hunde die richtige Behandlung erhalten.

Aus "HundeSport" 11/12-13, der Zeitschrift des Norwegischen Kennel Klubs
Übersetzung: ANo

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13.01.2014