Die Pflege des älteren Hundes

Es gibt kein spezielles Alter, ab dem man einen Hund "alt" nennen kann. Die Veteranenklassen an den Ausstellungen beginnen meist bei 7 Jahren, aber dies kann manchmal etwas unfair sein, da einige Rassen gerade dann in ihrem besten Alter sind, während einige, z.B. sehr grosse Rassen, bereits am Ende ihrer Lebenserwartung angelangt sind. Unsere Corgis können 15 und 16 Jahre oder sogar noch älter werden.

Ein Hundebesitzer, dessen Hund älter als der Durchschnitt wird, kann sicher stolz darauf sein, aber es gehört auch immer eine Portion Glück dazu, da natürlich im Laufe eines langen Hundelebens eine Vielzahl von Krankheiten auftreten oder Unfälle passieren können. Aber einen alten Hund zu besitzen, zeugt von der sorgfältigen Pflege seitens des Besitzers und für die meisten Hundefreunde sind ihre Alten sehr wertvolle Freunde geworden. Sie sind Teil unserer Erinnerungen an gute Zeiten und an all die kleinen und grossen Begebenheiten seit ihrer Welpenzeit. In vielen Familien ist der alte Hund auch ein wichtiger Teil der Kindheit ihrer Kinder. Wir haben es in unserer Gewalt, das Leben unseres alten Hundes zu beenden, wenn es nicht mehr lebenswert ist, aber wir wollen sie auch so lange wie möglich bei uns haben. Wir müssen daher aufmerksam auf die Signale achten, die uns zeigen, dass ein schmerzloses Ende in Betracht zu ziehen ist.
Wann ist es Zeit loszulassen

Die Anzeichen des Alterns sind in vielen Dingen ähnlich wie beim Menschen. Graue Haare an den Brauen und an der Schnauze kann es schon in frühen Jahren geben. Beim Corgi mit Weisszeichnung am Kopf ist dies nicht so deutlich sichtbar, es können sich aber graue oder weisse Haare an den Ohrenrändern zeigen, in seltenen Fällen am Körper selbst. Die Anlage zum Ergrauen der Haare wie auch zur Langlebigkeit ist familienbedingt und letzteres ist auch ein wichtiger Aspekt für die Zuchtplanung.

Weitere Anzeichen des Alterns sind:
Verlust von Zähnen - sollte beim Corgi nicht zu früh erfolgen,
Verlust der Sehkraft - nimmt ab dem mittleren Alter ab,
Verlust von Muskeltonus, Gewichtszunahme,
Steifheit und Verlangsamung der Bewegungen,
Arthritis, Verdauungsstörungen, Inkontinenz,
Nachlassen des Geruchssinnes,
Warzen oder Neubildungen (gut- oder bösartig) an der Hautoberfläche,
Senilität und Nachlassen der Gehirnleistung.

Zahnkonservierung beginnt auch beim Hund in der Jugend. Knochen ersetzen aber nicht die regelmässige Zahnreinigung durch den Besitzer oder Tierarzt. Zu weiches Futter fördert allerdings die Zahnsteinbildung und ab dem zweiten Lebensjahr sollte eine Zahnkontrolle genauso zur Pflege gehören wie das Bürsten oder gelegentliche Baden. Zahnstein, der selten oder nie entfernt wird, verursacht Parodontose und diese wiederum ein Lockern und vorzeitiges Ausfallen der Zähne, abgesehen von den ständigen Schmerzen, die dadurch hervorgerufen werden.

Es ist prinzipiell äusserst wichtig, bei Änderung der Fressgewohnheiten oder des Wesens zuerst an organische Ursachen zu denken, bevor man dies leichtfertig als Alterserscheinung abtut. Wenn die Zähne in Ordnung sind und auch sonst äusserlich nichts festzustellen ist, sollte der Tierarzt mittels Blutprobe klären, ob die Werte der inneren Organe ebenso in Ordnung sind.

Die Lebensqualität eines Hundes, dem ein oder mehrere lockere Zähne entfernt wurden, steigt enorm und entsprechend steigt auch wieder sein Interesse am Futter oder am gewohnten Spiel.

Das Fressvermögen und die Verdauung werden durch den Verlust auch mehrerer Zähne nicht beeinträchtigt.

Es gibt bei den Hunden eine ganze Anzahl von degenerativen Augenkrankheiten, die aber beim Corgi glücklicherweise nicht oft vorkommen. Allerdings wurde beim Pembroke in verschiedenen Ländern Katarakt nachgewiesen, beim Cardigan gilt die Vorsorgeuntersuchung darüber hinaus noch der PRA.

Akut schmerzvolle Erkrankungen des Auges, die durch Reiben mit der Pfote oder z.B. entlang von Möbelstücken oder auf Teppichen angezeigt werden, gehören unbedingt sofort in die Hand des Tierarztes. Ebenso sollten Bindehautentzündungen, die relativ leicht durch Luftzug oder Infektionen entstehen können, behandelt werden, solange sie nicht chronisch sind. Das langsame Nachlassen der Sehkraft im Alter kann hingenommen werden, da sich der Hund auch mithilfe der Tasthaare und des Geruchssinnes orientiert. Natürlich funktioniert dies vor allem im häuslichen Bereich. Man muss daher spezielle Vorsorge treffen, wenn man den Hund in eine für ihn unbekannte Umgebung mitnimmt.

Denken Sie daran, dass für den Hund ein Spaziergang nicht nur Bewegung bedeutet, sondern auch seine Neugier befriedigt und sein Interesse an der Umwelt wachhält. Machen Sie mit ihrem alten Hund kurze Spaziergänge und passen Sie sich seiner Geschwindigkeit an. Es gibt keinen Grund, bei schiechtem Wetter ihn zu lange hinauszuführen, machen Sie dies dafür öfter bei gutem Wetter. Wenn er gerne im Garten liegt, so lassen Sie ihn gewähren, sorgen Sie aber, dass er nicht auf kaltem Boden liegt und dass es nicht für viele Stunden ist. Blasen- oder Nierensteine können die Folge sein. Überanstrengen Sie den alten Hund keinesfalls mit Schwimmen oder Bergsteigen, natürlich wird er versuchen, mit Ihnen Schritt zu halten und eine Erschöpfung kann zu spät bemerkt werden. Sehr alte Hunde sind oft schwierig auszuführen, wenn das Seh- und Hörvermögen stark nachgelassen hat. Sie verlieren leicht den Anschluss an ihren Besitzer und laufen oft erstaunlich schnell in die falsche Richtung. Halten Sie daher guten Kontakt mit Ihrem Hund während des Spazierganges oder halten Sie ihn angeleint.

Achten Sie auch im Haus, dass er warm genug hat. Kurzbeinige Hunde leiden oft unter dem Luftzug in Fussbodennähe oder wenn nachts die Heizung abgestellt ist. Sollte er den zugewiesenen Schlafplatz nicht akzeptieren, prüfen Sie; ob er aus der Position des Hundes wirklich zugfrei ist und schelten Sie nicht mit ihm, wenn er - durchaus vernünftig - einen erhöhten Sitzplatz (auf Ihren Möbeln) bevorzugt. Aber dies sollten Sie schon während seiner Jugendjahre geklärt haben.

Alte Hunde können taub werden und auch ihre Stimmen verändern die Tonlage. Manchmal bellen sie weniger manchmal aber auch mehr als früher und können ihre Wünsche durchaus vermitteln.

Ein alter Hund schläft sehr tief und hört Ihr Rufen vielleicht nicht, machen Sie sich die Mühe und holen Sie ihn! Verlassen Sie sich auch nicht darauf, dass der alte Hund Gefahren erkennt Lassen Sie ihn daher nicht unbeaufsichtigt auf uneingezäunten Grundstücken.

Alte Hunde stehen auch langsam auf und es kann daher eventuell! für sein "Geschäft" zu spät sein. Greifen Sie daher auf Welpengewohnheiten zurück und bringen Sie ihn alle 2 - 3 Stunden hinaus. Warten Sie nicht, bis er danach verlangt. Für den alten Hund muss man genauso denken, wie man es für den Welpen gemacht hat. Harninkontinenz kann ebenfalls vorkommen, auch während des Schlafens. Wenn der Tierarzt es nicht behandeln kann, so erleichtern Sie Ihrem Hund die Sache, indem Sie ihn auf einer Unterlage schlafen lassen, die Wasser durchlässt (z.B. Vetbed). Darunter können Sie entsprechende Lagen von Zeitungspapier legen.

Alte Hunde benötigen kein Futter mit viel Protein. Einfache Mahlzeiten mit weniger Fleisch werden wahrscheinlich gut vertragen. Sehr alte Hunde sollten wie Welpen 3 bis 4 Mal pro Tag gefüttert werden. Warmes Futter regt den Appetit an, wenn der Geruchssinn schwächer wird. Sollten Leber und Nieren nicht mehr richtig funktionieren, muss eine entsprechende Diät verabreicht werden (z.B. gekochtes Huhn und Reis).

Verstopfung kann vorkommen, wenn Knochen oder Futter mit hohem Knochenanteil verabreicht wird, beides soll bei alten Hunden vermieden werden. Ais Hilfe kann Weizenkleie und Joghurt gegeben werden (bei Hunden jeden Alters hilft auch rohes Sauerkraut, wird von Hunden oft sehr gerne gefressen).

Bürsten Sie auch ihren alten Hund regelmässig, nicht nur wegen des Aussehens, sondern auch wegen der Durchblutung der Haut. Achten Sie auch auf die Krallenlänge. Aufgrund geringerer Bewegung können sie oft zu lang werden und zusätzlich die Bewegung behindern. Prüfen sie zumindest alle zwei Monate die Krallenlänge und vergessen sie die Afterkrallen nicht.

Der alte Hund liebt seine bekannten Gewohnheiten, die zur Routine geworden sind. Er kann manchmal sehr anspruchsvoll werden und mehr Geduld benötigen als ein Welpe. Er kann in seinem eigenen Garten sich eventuell nicht mehr orientieren und doch manchmal so voll Weisheit sein, dass man nur staunen kann.

Wenn Sie an einen Welpen als Gefährten denken, dann sollten Sie dies spätestens dann tun, wenn er in mittlerem Alter oder etwas darüber ist. Ein junger Hund kann oft die Lebensgeister wieder erwecken und beide Hunde können voneinander profitieren. Wenn Ihr Hund sehr alt ist, sollte kein Welpe angeschafft werden, der dem Alten mit seiner Aufdringlichkeit zu schaffen macht und die Aufmerksamkeit benötigt, die wir dem alten Hund widmen sollten. Lassen wir ihn spüren, dass er alle Zeit, Zuwendung und Loyalität bekommt, die er braucht und die er Zeit seines Lebens Ihnen zukommen liess.

Anzeichen des Alterns
Was kann auftreten Mögliche Ursachen Was zu tun ist
Grosse Knoten auf oder unter der Haut Tumore, Zysten, Krebs Tierarzt konsultieren
Augen scheinen trübe Ein bläulicher Anflug ist im Alter normal; ein milchiges Aussehen kann auf Katarakt (grauer Star) hinweisen und zu Blindheit führen Tierarzt konsultieren
Schwiergikeiten beim Fressen harter Nahrung, schlechter Atem Zahnstein, Parodontose, lockere Zähne Tierazt zur Gebisskontrolle, Zähne regelmässig reinigen, härtere Nahrung verabreichen, die weniger Zahnbelag verursacht.
Harninkontinenz Nierenprobleme aufgrund des Alters oder Diabetes (Achtung bei erhöhter Wasseraufnahme), hormonelles Ungleichgewicht bei kastrierten Hündinnen) Tierarzt konsultieren zur Kontrolle auf Diabetes, Nierenfuntkion und Blasenprobleme
Häufiges Husten, Atemprobleme Herz- oder Lungenproblem Tierarzt konsultieren
Steifer Gang, Hinken, besonders nach dem Schlafen Arthritis, Knochenkrankheiten Keine Medikamente ohne Rücksprache mit dem Tierarzt verabreichen.
Hört nicht auf Namen oder Kommandos Schwerhörigkeit Alle Hunde verlieren ihr Gehör in einem gewissen Ausmass im Alter; nur angeleint ausführen

Aus Corgi Corner, Mitteilungen des damaligen Welsh Corgi Clubs Austria
Dezember 1996/Januar 1997

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www.welshcorgi-news.ch
14.01.2016