Blick zurück und nach vorn

Während vielen Jahren war es für mich ein Privileg und eine Freude, Beiträge für das League Handbuch zu verfassen. So gibt es praktisch nichts Neues für mich zu schreiben, aber während den letzten zwanzig Jahren hat die Rasse so viele neue und erfolgreiche Aussteller gewonnen und weil Mrs. Grays erstes Buch über den Welsh Corgi vergriffen ist (es scheint in Familien, die ein Exemplar besitzen, ein wertvolles Erbstück geworden zu sein), denke ich, dass die Mitglieder gerne von den Eindrücken, die ich vor dem Krieg gewonnen habe, etwas erfahren möchten. Alle Daten stammen entweder von Mrs. Grays Buch oder von den League Handbüchern, welche die Geschichte der Rasse seit dem Krieg enthalten.

Vorkriegs Championat-Ausstellungen dauerten fast immer zwei Tage. Am ersten Tag wurde ausgestellt, aber abgesehen von den Obedience Klassen, weiss ich nicht genau, was am zweiten Tag geschah, aber für Neulinge was er äusserst langweilig, denn niemand sprach mit jemandem, den man nicht kannte. Ich glaube, das würde heute nicht mehr passieren, denn die Leute sind viel kameradschaftlicher und kein Neuling wird sich so allein fühlen wie früher.

Auf Crufts mussten Welpen am anderen Tag nicht zurückkehren, aber erwachsene Hunde mussten über die Nacht bleiben, ausser ihre gutherzigen Besitzer bezahlten eine Guinea, um sie mitzunehmen. Sie erhielten jedoch ein Pfund zurück, wenn sie am nächsten Tag erschienen. Ich denke, diese Regel hat eine Menge Geld eingebracht!!! Man stelle sich vor, einer der grossen, grimmigen Hunde reisst sich los, was für ein Chaos und Panik er unter den kleinen Gefangenen in den Ausstellungsboxen anrichten könnte.
Nach dem Krieg, als Benzin knapp war, war es ein beängstigender Anblick, wenn man in den Dienstwagen des Nachtzuges schaute. Überall befanden sich grosse, angekettete Hunde und ich war dankbar, dass mein Corgi sicher in seiner Transportbox reiste.

Ich erinnere mich an eine Championat Ausstellung mit einem unbeliebten Allround-Richter, wo alle bekannten Aussteller ihre besten Hunde "AUSSER KONKURRENZ" anmeldeten, um ihre Missbilligung zu zeigen. Auch an eine andere, wo alle wussten, wer das CAC gewinnen würde. Der betreffende Hund kam in den Ring und humpelte herum und obwohl der Richter ihn vorzuziehen schien, standen die Leute um den Ring auf und riefen "man kann doch keinen lahmen Hund platzieren" und er konnte und tat es schliesslich auch nicht!!!


Ch. Bowhit Pepper

Ch. Crymmych President

Der Welsh Corgi Club, der Pionier-Klub der Rasse, wurde 1925 gegründet, als die Rasse im Fürstentum, ausser Pembrokeshire und Cardiganshire, noch unbekannt war. 1938 folgte The Welsh Corgi League, welche ihre erste Ausstellung 1939 in Tattersalls hielt. Ch. Bowhit Pepper, geb. 1926, scheint der erste Champion gewesen zu sein. Ch. Crymmych President wurde 1929 geboren und sein Sohn Ch. Rozavel Red Dragon, geb.1932, scheint der Rüde gewesen zu sein, der die Rasse bekannt machte. Ich bezweifle, dass es heute Corgis gibt, die nicht von ihm abstammen. Ich denke, es ist ihm zu verdanken, und natürlich auch dem Umstand, dass der damalige Duke of York in 1933 einen Corgi von Mrs. Gray als Geburtstagsgeschenk für seine Tochter, die heutige Königin Elizabeth kaufte, die Rasse zu ihrem phantastischen Erfolg führte, bis sie 1960 beim Kennel Club den zweiten Platz der Registrierungen belegte.

Dragon deckte nur ungefähr 100 Hündinnen und in jenen Tagen müssen diese ganz unterschiedlich ausgesehen haben, aber er schaffte es, seine Nachkommen mit seinem Typ und seiner Qualität zu prägen, kombiniert mit einem Glamour, der keiner der anderen Zuchtrüden in jenen Tagen erreichte. Ich erinnere mich an eine Ausstellung in Begleitung eines Nicht-Hündelers, der mich rief, um mir einen "wirklich prächtigen" Hund zu zeigen, und natürlich war es Dragon.


Ch. Rozavel Red Dragon

Ch. Maracas Masterpiece

Er zeugte 13 Champions, der grösste Rekord für einen Corgi, obwohl spätere Champions bedeutend mehr Hündinnen gedeckt haben müssen. Diese Leistung wurde nur von Ch. Maracas Masterpiece mit 11 Champions knapp erreicht. Ich glaube der nächstbeste Zuchtrüde war Ch. Teekays Felcourt Supremacy, der sechs Champions, alles Hündinnen, zeugte. Ich kann mich nicht an einen anderen Hund erinnern, der mehr als vier Champions gezeugt hat.


Ch. Rozavel Lucky Strike

Ch. Rozavel Scarlet Emperor

Dragon war ein prachtvolles leuchtendes Rot mit attraktiven weissen Fesseln und weisser Brust. Ich finde immer noch, dass sein Foto sich mit vielen der heutigen Tophunde messen kann. Es gab keine Übertreibungen. Er hatte eine natürliche Stummelrute wie seine letzter Champion Sohn, Rozavel Lucky Strike. Im Juli 1931 beschloss der Kennel Club, dass Pembrokes nicht kupiert werden durften und nur Hunde mit natürlicher Stummelrute ausgestellt werden konnten, aber im September 1934 wurde diese Regel widerrufen, nachdem für Cardigans separate Registrierungen bewilligt wurden. Vorher wurden die zwei Rassen als "jede Variante von Welsh Corgi" ausgestellt.

Dragons Sohn, Ch. Rozavel Scarlet Emperor, war auch eine Säule der Rasse, obwohl Mr. Sonley, der während vielen Jahren Mrs. Grays Zwingerhilfe war, mir anvertraute, dass er Ch. Cadno Coch of Cleddau, ein anderer Sohn von Dragon, als den besseren Hund betrachtete, aber der wurde von den Züchtern nur selten gebraucht.


Ch. Teekays Felcourt Supremacy

Ch. Lees Coronet

Als Nachkomme von Emperor haben wir Ch. Teekays Felcourt Supremacy, Zeuger, wie bereits erwähnt, von sechs Champion Hündinnen. Ich würde ihn nicht als einen hervorragenden Champion bezeichnen, aber er war ein hervorragender Zuchtrüde und Ch. Maracas Masterpiece stammte von seiner hervorragenden Tochter, Ch. Lees Coronet. Wo Supremacy punktete war, dass er sein Talent sich zu zeigen und seinen guten Knochenbau vererbte, was während des Krieges verschlechtert wurde, als Ausstellungen auf einen Radius von 25 Miles reduziert wurden und die Qualität der ausgestellten Hunde demzufolge sehr gering sein konnte. Ich glaube nicht, dass Supremacy jemals einen richtig guten Hund zeugte, aber einer seiner Söhne zeugte , Ch. Knowland Clipper, der die Rekordzahl an CCs hatte, bis er von seinem eigenen Sohn Ch. Zephyr of Brome auskonkurriert wurde. Clipper stand auch als Erster auf der Deckrüdenliste während drei bis vier Jahren.


Ch. Knowland Clipper

Ch. Zephyr of Brome

Seit Masterpiece hatten wir keinen hervorragenden Deckrüden, der die Ausstellungsringe mit einem Übergewicht an Siegern füllen konnte, obwohl wir Hunde hatten, die gelegentlich einen hervorragenden Corgi hervorbrachten. Heute haben wir natürlich eine viel grössere Auswahl an Zuchtrüden und Masterpiece hatte den Vorteil, dass er von Ch. Lees Symphony gezeugt wurde, als einer von einem Wurf mit drei Champions. Symphony ging im Alter von nur einem Jahr in die USA. Es war also eine glückliche Fügung, dass Masterpiece, dessen Wurfschwester Ch. Kaytop Maracas Mist auf der Crufts Reserve Best in Show wurde, im Land verblieb, um die gute Zucht weiter führen zu können.


Ch. Lees Symphony

Ch. Kaytop Maracas Mist

Etwas, das uns anscheinend nicht gelingt, ist die Grösse der Corgis zu standardisieren. Ich sage bewusst Grösse, denn ich meine nicht Gewicht, weil zwei Hunde von ungefähr gleicher Grösse und anscheinend gleichem Körper- und Knochenbau sich mit zwei oder drei Pfund unterscheiden können. In ihrem Buch führt Mrs. Gay das Gewicht von sechs Championrüden und sechs Championhündinnen auf. Der schwerste Rüde war 24½ Pfund, der leichteste 17 Pfund. Die schwerste Hündin wog 32 Pfund, die leichteste 20 Pfund.

Als ich 1936 mit der Rasse in Kontakt kam, war der Corgi ein Hund von praktischer Grösse, aber in letzter Zeit wurde das Gewicht auf Länge und Knochenbau gelegt. Gleich nach dem Krieg gab es eine solche Abneigung gegen die spindeldürren Typen, die auf den Ausstellungen innerhalb des vorgeschriebenen Radius gewonnen hatten, dass guter Knochenbau zum Kriterium wurde mit dem Resultat, dass wir viele gute Köpfe und schlechte Pfoten hatten. Heute sind die Registrierungen von 8933 im Jahr 1960 zu 4459 im Jahr 1967 gefallen. In Sir Richard Glyns Buch, Champions of the World, schreibt er, dass der Field Spaniel praktisch verschwunden ist, weil er so lang, tief und schwer gezüchtet wurde, dass er in der Mitte fast ein drittes Paar Beine brauchte.

Der Corgi ist ein mittelgrosser Hund. Er hat Zähne und Knochen wie ein Elchhund, der obwohl nicht als grosse Rasse klassifiziert, immer noch ein ansehnlicher Hund ist. Wenn Leute kommen, um einen Familienhund zu kaufen, betonen sie immer, dass sie keinen grossen Hund wollen und die Kleinen des Wurfes gehen immer zuerst weg. Keine Rasse kann für ewig auf der Hitparade stehen, Pudel und Beagle sind seit dem Krieg aufgestiegen, aber der Markt für Familienhunde bedeutet enorm viel für die Züchter. Mit schwindendem Lebensraum wird der kleinere Hund mehr gefragt sein als der grosse. Die Intelligenz und Robustheit des Corgis machen die Rasse bei jedermann beliebt, der jemals einen hatte. Ich hoffe, die Registrierungen steigen wieder.

B.M. Morgan
The Welsh Corgi League Handbook 1968

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06.03.2023