Rüde - Hündin 6:1

Die wenigsten ZüchterInnen sind wohl hoch erfreut, wenn ihnen ein Wurf mit dieser Zusammensetzung beschert wird, will doch die Mehrheit der Welpeninteressenten am liebsten eine Hündin. Warum genau das so ist, ist schwer zu sagen, aber immer wieder hört man das Argument, Hündinnen seien eben anhänglicher, verschmuster, leichter zu erziehen, weniger dominant, im Gegensatz zu Rüden, die raufluster, dominanter, weniger anhänglich sind und Hang zum Markieren und Streunen haben.

Dabei gibt es zwischen Rüden und Hündinnen keinen grundsätzlichen Unterschied bezüglich Temperament, Spiel-, Beute- oder Jagdtrieb, auch nicht bezüglich Wachsamkeit, Arbeitsfreude und Führigkeit. Diese Eigenschaften sind individuell und unabhängig vom Geschlecht mehr oder weniger ausgeprägt vorhanden. Teilweise sind sie genetisch vorpragrammiert, teilweise geschieht die Prägung während der Aufzucht und später durch die Förderung/Hemmung durch die Bezugsperson(en).

Pembroke+Cardigan
Pembroke Rüde und Cardigan Hündin
Foto: Rolf Zumbrunnen

Nicht kastrierte Rüden können gegenüber Geschlechtsgenossen ein Imponiergehabe zeigen und es kann gelegentlich zu einer Rauferei kommen, wobei es meistens dramatischer tönt und aussieht als es ist, und oft trennen sich die beiden, ohne sich auch nur ein Haar gekrümmt zu haben. Hündinnen hingegen können manchmal echte Giftnudeln sein und geraten zwei Hündinnen einmal ernsthaft aneinander, kommt es nicht selten zu Bissverletzungen.

Hündinnen werden normalerweise zweimal im Jahr läufig und sind dann während rund drei Wochen für Rüden besonders attraktiv. Unkastrierte Hündinnen können hormonellen Stimmungschwankungen unterworfen sein, inklusive Scheinträchtigkeit. So werden die meisten Hündinnen von Nichtzüchtern kastriert, was die Fellstruktur ändert (auch bei kastrierten Rüden) und gelegentlich auch zu Problemem mit Inkontinenz führen kann.

Rüden sind normalerweise etwas grösser und schwerer als Hündinnen, aber bei den Corgis dürfte dieser Unterschied kaum eine entscheidende Rolle spielen.

Eigene Erfahrungen mit 6 Rüden und 1 Hündin haben gezeigt, dass die Hündin absolut nicht anhänglicher oder folgsamer war als die Rüden. Fast möchte ich sagen im Gegenteil. Nach drei Rüden wählten wir zu unserem damaligen Rüden eine Hündin, weil er sich nicht gut mit anderen Rüden vertrug. Um Probleme während der Läufigkeit zu vermeiden, liessen wir Emmy zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit kastrieren, mussten ihr danach aber lebenslänglich Tabletten gegen Inkontinenz geben. Als Emmy ganz unerwartet kurz vor Weihnachten 2005 starb, war ich untröstlich, denn trotz ihrem Jagdtrieb und geringer Toleranz anderen Hündinnen gegenüber war sie ein äusserst charmantes und fröhliches kleines Fellbündel.

Bryn+Dylan
Vater und Sohn

Heute haben wir wieder zwei Rüden, Vater und Sohn, was aber nicht heisst, dass eine Hündin für mich nie mehr in Frage käme.

Für Nichtzüchter, die nur einen Hund halten, gibt es meiner Meinung nach keinen vernünftigen Grund, eine Hündin zu bevorzugen; ein Rüde kann ein ebenso guter und treuer Begleiter sein.

ANo
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20.08.2010