Die Wiederbelebung der Blue Merles

Laut Thelma Gray waren die Blue Merles vor dem zweiten Weltkrieg allesamt schöne und typische Cardigans, aber sie kamen ausschliesslich aus Miss D.F. Wylie's Geler Zucht.

1928 begann Miss Wylie, Welsh Corgis zu züchten und auszustellen. Sie war der festen Überzeugung, dass der Cardigan den alten, ursprünglichen Typ des Welsh Corgi aus der Bronant Region verkörpert. Bronant ist ein kleines Dorf im Herzen von Cardiganshire, rund 11 km von Aberystwyth entfernt, und in dieser fernen und wilden Region wurden die Corgis von den Bauern während Generationen als Arbeitshunde gezüchtet. Ihre Hauptaufgabe bestand im Treiben von Vieh und Welsh Mountain Ponies. Miss Wylie's Zuchthunde stammten alle aus dieser Region und sie betrachtete sie als die ältesten und reinsten Cardigan Corgis.


Ch. Geler Caressa
geb. 30.06.1930

Ch. Geler Cledwyn
geb. 15.01.1933

Es heisst, Miss Wylie sei eine sehr wohlhabende Dame gewesen, die aber völlig zurückgezogen lebte und nie einen Welpen verkaufte oder einen ihrer Zuchtrüden zur Verfügung stellte, so dass es äusserst schwierig war, einen guten blue merle Cardigan zu kaufen.

Nach dem Krieg schien Miss Wylie den Stamm, der die Blue Merles hervorbrachte, verloren zu haben und während mehreren Jahren glaubte man, dass die blue merle Cardigans für immer verschwunden waren.

Aber, gemäss Thelma Gray (Zitat aus dem CWCA Year Book 1962):
"tauchte die Farbe plötzlich wieder auf, merkwürdigerweise fast gleichzeitig auf beiden Seiten des Atlantiks. In Kalifornien brachte eine Bruder-Schwester-Verpaarung (aus reiner rot und brindle Abstammung) wunderschöne Merles, zu jedermanns Erstaunen und Freude.

Kurz darauf, im Jahr 1953, hatte Mr Jones mit dem Zwingernamen Taxicar einen Wurf, der einen hübschen roten Rüden mit einem blauen Auge enthielt. (Das war an sich nichts Ungewöhnliches. Der grosse Cardigan Pionier, Mr Griff Owen, stellte in den Anfangsjahren der Rasse im Crystal Palace eine schöne rote Hündin mit blauen Augen aus*). Mr Jones liess seinen Rüden Minor eine tricolor Hündin decken und der Wurf enthielt einen schön gefärbten merle Rüden, Samswn Bach, obwohl er kein besonders guter Cardigan war. Er war ziemlich hochbeinig und hatte kleine und spitze Ohren, dafür hatte er ein perfektes Fell und einen hübschen dreieckigen Kopf. Er war der erste blue merle Cardigan auf einer Ausstellung seit Miss Wylie's Ch. Geler Caressa und Ch. Geler Cledwyn.

Ich hatte mir schon immer einen merle Cardigan gewünscht, und so beschloss ich, den Versuch zu machen, die Merles wieder auferstehen zu lassen. Ich wollte Samswns wunderschöne Farbe, aber nicht seine Fehler. Es lag auf der Hand, eine gute tricolor Hündin zu kaufen und sie mit ihm zu decken, um der Regel der Genetiker zu folgen, dass man nie Rot oder Sable mit Merle paaren soll, wenn man Merle wünscht. Aber zu jener Zeit waren tricolor Cardigans äusserst selten und es gelang mir nicht, eine Hündin zu finden, die für mein Projekt gut genug war. Ich hatte bereits einige Hündinnen von anderer Farbe: die rot/weisse Goldie of Greenfarm (Wurfschwester von Ch. Lisaye Rebecca of Greenfarm), ihre brindle Tochter Rozavel Cariad von Ch. Withybrook Caesar, sowie Cariads Tochter von Ginger of Rode. Letztere war hellrot/weiss. Ich deckte die beiden jungen Hündinnen mit Samswn wiederholte Male und erhielt wie erwartet hauptsächlich hellrote Welpen, einige mit einem oder zwei blauen Augen.

Die blauäugigen Hündinnen wurden wieder mit ihrem merle Vater gedeckt, manchmal ohne das gewünschte Resultat, aber eines schönen Tages im September 1956 brachte Brithwyn zwei schön gezeichnete Blue Merles, einen Rüden und eine Hündin zur Welt. Der Rüde wurde triumphierend als Rozavel Blue At Last registriert, während seine Schwester leider verstarb. Blue At Last wurde der Stammvater, von dem alle gegenwärtigen Merles in Grossbritannien abstammen. Ungleich Samswn war er extrem tiefgestellt, von idealer Grösse, mit perfektem Fell, und einem Kopf mit grossen abgerundeten Ohren. Leider hatte er einen Bissfehler, weshalb er nicht ausgestellt werden konnte, den er aber nie weiter vererbte. Er erwies sich als präpotent, indem er sogar einen guten Merle aus einer roten Hündin ohne Merle-Faktor zeugte - eine Seltenheit - und viele seiner Söhne und Enkel waren sehr erfolgreich.

Es gibt Leute, welche die eine oder die andere Farbe bevorzugen und es gibt natürlich auch Leute, welchen die blue merle Farbe nicht gefällt, während andere sie schön finden, aber es besteht kein Zweifel, dass Blue Merles im allgemeinen sehr typische Cardigans sind."

Thelma Gray war sehr erfolgreich mit ihren blue merle Cardigans und züchtete in drei Generationen die Hündinnen:


Ch. Rozavel Blue Rosette
geb 28.02.1958
(Rozavel Blue At Last x Rozavel Blue Mist)



ihre Tochter Ch. Rozavel Blue Tinsel
geb. 16.12.1963 (von Rozavel Trecwn Stanhope)



und Enkelin Ch. Rozavel Blue Lamp
geb. 19.07.1970
(von Rozavel Blue Flashlight x Rozavel Blue Tinsel)
.

Diese drei Cardigans waren nicht nur schön gefärbte Merles sondern auch typische Cardigans. Wie aus den Namen der Hunde hervorgeht, handelte es sich um wiederholte blue merle Paarungen. Das ist nun schon seit Jahren in vielen Ländern verboten, denn Blue Merle x Blue Merle können sogenannte "Weisstiger" erzeugen, die taub und/oder blind sein können. Blue Merles sollen aus diesem Grund nur mit tricolor oder schwarz/weiss (mit brindle) Partnern verpaart werden.


Weisstiger (homozygoter Blue merle)

*) Ein blaues Auge (sogenanntes Glasauge) bei einem Hund von anderer Farbe als Blue Merle bedeutet nicht automatisch, dass der Hund Träger des Merle-Gens ist. Es gibt blaue Augen, die einem anderen Erbgang folgen. Sie entsprechen genetisch den blauen Augen eines Siberian Husky.

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25.03.2011