Colin, der König und ich
von Maria Carter, England

Sonntag, d. 29. November 2009 stehe ich um 5.30 Uhr morgens auf, um mich nach London zu Filmaufnahmen im Lancaster House zu begeben. Als die Corgis und ich Cheltenham verlassen, nieselt es, aber schon nach wenigen Kilometern regnet es wie aus Kübeln. Es ist eine meiner schlimmsten Fahrten auf einer mir unvertrauten Strasse. Ich bin nervös und hoffe, dass ich den Drehort heil erreiche. Aber ich schaffe es - und bin sehr stolz auf mich, obwohl ich zuletzt nach dem Weg fragen musste.


Ella, Carina und Laila, die Corgis im Film Die Rede des Königs von 2010

Ein hilfsbereiter junger Mann namens Chris zeigt mir, wo ich parkieren kann. Es ist reichlich Platz vorhanden, weil es Sonntag ist. Rasch komme ich zur Ruhe und will mir einen Cappuccino machen. Da stelle ich fest, dass ich meine Tasche zu Hause vergessen habe! Jetzt sitze ich da ohne Hundefutter, Leckerlis, Geld, Kaffee... Glücklicherweise habe ich mein Handy am Abend zuvor in den Wagen gelegt, muss mich aber nun mit einem miserablen Kaffee begnügen.

Wir müssen eine Ewigkeit warten, bis wir zu den Filmaufnahmen gerufen werden und ich mache mir Sorgen wegen der Hunde. Wir traben auf dem harten Londoner Pflaster herum, aber sie wollen nicht einmal Pipi machen. Schliesslich werde ich ungehalten und verlange, dass man mir wenigstens zeigt, wo ich einen Streifen Gras finden kann.

Nachdem Chris ein paar Telefonanrufe getätigt hat, darf ich meinen Wagen nahe zum Drehort im Park beim Kensington Palast fahren. Ich bin umringt von Polizisten, die mich durch eine Pforte und dann noch eine begleiten, bis ich endlich die Corgis laufen lassen kann, die nach dem langen Warten im Auto auch prompt ihr Geschäft verrichten.

Endlich werden wir zum Set gerufen. Niemand zeigt mir, was ich machen soll. Alles geschieht via "Teleprompter", und so bin ich froh, dass ich damit Erfahrung habe und weiss, was ich tun muss. Ich platziere einfach meine Corgis an verschiedenen Orten im Raum, indem ich versuche, sie auf das ganze Set zu verteilen; ich könnte mehr Hunde gebrauchen, aber der Kameramann wird es richten.

Der Star des Films und der Regisseur sind zufrieden mit den Corgis. Colin Firth, der die Rolle von Bertie (König George VI) spielt, kommt und unterhält sich mit mir in ausgezeichnetem Italienisch - ich denke, er will die Sprache üben! Ich treffe auch Geoffrey Rush, Helena Bonham-Carter, welche die Königinmutter spielt, und Timothy Spall in der Rolle von Winston Churchill.

Man hatte mir gesagt, dass wir um 19 Uhr fertig sein würden, aber um 18.45 Uhr werde ich gefragt, ob ich am nächsten Tag um 7 Uhr wieder erscheinen kann. Leider habe ich bereits eine andere Verabredung, und so drehen wir weitere Aufnahmen mit den Corgis und sind um 19.30 Uhr fertig.

Es regnet wieder in Strömen und ich brauche eine Stunde, nur um aus London heraus zu kommen. Die schlechte Sicht ist beängstigend, ich fahre ganz langsam und habe einen langen Heimweg vor mir. Ich bin müde, die Hunde sind müde und der Wagen macht auch noch schlapp (ein Reifen ist platt und die Felgen werden beschädigt), aber schlussendlich kommen wir wohlbehalten zu Hause an.

5. Dezember: Wir müssen nochmals für drei Tage nach London für Dreharbeiten. Meine Agentin Kay hatte mich die Woche zuvor angerufen, um zu sehen, ob ich und meine Corgis frei waren, denn die Filmleute waren mit unserem Einsatz im November sehr zufrieden gewesen. Sie hatte vorgeschlagen, dass ich am Abend zuvor bei ihr übernachten solle, um die lange Fahrt nach London zu unterbrechen. So fahre ich heute los, um ihr Haus frühzeitig zu erreichen, denn Schnee ist angesagt. Kay wohnt in einem hübschen Dorf mit schönen Wegen gleich in der Nähe, wo ich mit meinen Hunden spazieren kann, bis sie von ihrer Arbeit als Tiertrainerin nach Hause kommt. Sie ist sehr nett und wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen. Ich gehe vor ihr zu Bett, weil ich sehr früh aufstehen muss, und als ich die Hunde noch schnell raus lasse, liegt bereits eine dicke Schicht Schnee.

Am nächsten Morgen um 5.30 Uhr stelle ich mit Entsetzen fest, dass 25 cm Schnee gefallen sind - ich kann unmöglich los fahren und ich muss gestehen, dass mich nur schon der Gedanke daran vor Schreck erstarren lässt! Ich wecke Kay und sie organisiert schnell jemanden, der mich mit einem 4x4 abholt. Er erscheint pünktlich und bringt mich und die Hunde rechtzeitig zum Frühstück am Drehort.

Der neue Drehort ist ein Nachtclub beim Portland Place im Zentrum von London - kein geeigneter Ort, um den Hunden Bewegung zu verschaffen. Nach all der Hektik müssen meine armen Hunde und ich jetzt lange warten, aber schliesslich sind wir an der Reihe und wir machen unsere Arbeit.

Einer unserer Auftritte ist in einem sehr lauten, heissen und stickigen Raum mit ungefähr 20 Leuten, Kameras, Tonaufnahmegeräten und Maskenbildnern - und für die Hunde ist absolut kein Platz zum Durchkommen. Colin Firth hat einen sehr lauten Auftritt, so dass Ella Angst bekommt und aus dem Raum rennt, aber glücklicherweise hatten sie die Aufnahme im Kasten, bevor sie flüchtete. Carina, ebenfalls gereizt vom Lärm, macht einen unplanmässigen Sprung auf Colin Firth's Schoss! Aber sie filmen einfach weiter und wir werden spät fertig.

Inzwischen ist das Wetter schlimmer geworden und sie schlagen vor, dass ich in einem der Star-Wohnwagen übernachte, was ich dankbar annehme. Der Wohnwagenplatz ist vortrefflich geeignet für Hunde, mit grossen Grasflächen und der Wohnwagen selbst ist äusserst luxuriös mit Bad, Dusche, Küche, zwei Schlafzimmern, grossem Fernsehgerät, Tisch und Stühlen, und herrlich warm. Die Hunde haben ihr eigenes Zimmer! Ich schlafe ausgezeichnet und am Morgen werden meine Sachen in einem Schrank verstaut und ich ziehe um in einen kleineren Wohnwagen, weil Timothy Spall, der die Rolle von Churchill spielt, den Star-Wohnwagen während des Tages in Anspruch nimmt.

Es ist wieder ein langer Tag. Wir arbeiten mit Colin Firth und Helena Bonham-Carter bis 13.30 Uhr. Ich bin froh, dass ich nicht den langen Weg nach Cheltenham fahren muss. Wir sind wieder zurück im Star-Wohnwagen und ich mache mit den Hunden einen Spaziergang im Schnee. Sie scheinen sich zu Hause zu fühlen, so lange sie mit mir zusammen sind und wir schlafen alle gut.

Am nächsten Morgen geht's wieder zurück in den kleineren Wohnwagen. Es ist unser letzter Drehtag. Wir müssen lange auf unseren Auftritt warten, aber der Wohnwagen ist warm und ich spaziere mit den Hunden im Park, um die Zeit zu vertreiben. Am späten Nachmittag werden wir zum Set gerufen, aber nach der langen Warterei ist unser Einsatz sehr bescheiden. Ich sehne mich langsam nach Hause. Schnee und Eis herrschen immer noch vor, aber ich will jetzt einfach nach Hause. Ich überrede Chris, dass ich nach Hause gefahren werde, sobald wir um 1 Uhr nachts mit den Dreharbeiten fertig sind, aber mein Fahrer muss noch jemanden mitnehmen und es ist 2.30 Uhr in der Früh bis die Hunde und ich endlich wieder zu Hause sind. Später an diesem Tag hole ich meinen Wagen, den ich bei Kay gelassen habe.

Die Dreharbeiten haben mir Spass gemacht und ich hoffe, dass ihr euch den Film ansehen werdet, wenn er in die Kinos kommt, und dass er euch auch gefallen wird.

Übersetzung: ANo, mit freundlicher Genehmigung von Our Corgi World.


Maria Carter arbeitet mit ihren Corgis im Obedience.
Die Corgis wurden von Kay Raven, Animals O Kay, organisiert.

Artikel über The making of The King's Speech auf Mail Online vom 06.02.2011


Die drei Film-Corgis im Freeview HD Corgi Werbefilm
(Der zweite Corgi im Video will sich gerade den
Western Die vier Gesetzlosen von 1955 anschauen!).

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www.welshcorgi-news.ch
22.06.2011