Portrait einer Hunde-Retterin

Jeanette DeMars, Gründerin der Corgi Connection of Kansas, ist eine jener wunderbaren Menschen, die ihr Leben der Rettung von ausgestossenen oder missbrauchten Hunden widmen. Hier beschreibt sie, wieviel Zeit, Liebe und Geduld es braucht, um diese Hunde zu retten und ihnen ein neues Leben zu geben.


Jeanette DeMars mit Benny C

"Rettung ist keine Mode, sondern Leidenschaft". Zumindest was mich betrifft.

Vor Jahren begann ich einer lokal Gruppe bei der Betreuung der unzähligen Tiere im Hundheim zu helfen. Mit der Zeit beschloss ich, dass ich mich mehr persönlich engagieren und mehr zu sagen haben wollte, an wen die Hunde vermittelt wurden. So kam es, dass ich vor 3 Jahren die Corgi Connection of Kansas ins Leben rief.

Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich da einliess. Ich dachte, dass ich dem lokalen Hundeheim viel Zeit gewidmet hatte, aber ich glaube nicht, dass sich jemand vorstellen kann, was es bedeutet, einen eigenen Dienst für Hunde in Not zu betreiben. Ich erinnere mich, dass ich zu meiner damaligen Kollegin sagte, "Wenn es nicht geht, dann hören wir einfach wieder auf".

Damit aufhören? Das ist wie wenn man einer Pflegekraft sagt, sie solle sich nicht mehr um die Kranken kümmern. Es gibt so viele Tiere in Not, dass man sie nicht einfach im Stich lassen kann, ausser ... ausser man war nie mit Leib und Seele dabei.

Mit der bescheidenen Erfahrung aus meiner bisherigen Arbeit bei der lokalen Gruppe begann ich also, Corgis in Not zu retten. Zum Glück hatte ich bereits ein gewisses Netzwerk zu anderen Tierheimen. Was ich allerdings nicht hatte, waren Pflegefamilien. Ich war mir (wenn auch ungern!) bewusst, dass ich nicht alles allein schaffen konnte. Aber nachdem ich die ersten paar Pflegefamilien gefunden hatte, konnte ich loslegen. Die ersten Monate brauchte ich mein eigenes Geld und kümmerte mich nicht viel um die Finanzen. Ich wusste einfach, dass sich irgendetwas ergeben würde und langsam begann die Rettungsarbeit sich selbst zu finanzieren. Oft mit der Unterstützung von CorgiAid konnte ich dafür sorgen, dass die Hunde falls notwendig tierärztlich behandelt werden konnten, bevor sie ihren neuen Besitzern übergeben wurden.

Die Nachricht zu verbreiten, dass ich Corgis zur Adoption frei hatte, war via Petfinder und meiner eigenen Website nicht allzu schwierig. Schwierig war hingegen die Entscheidung zu treffen, wer "gut genug" war, einen Hund von der Corgi Connection zu adoptieren. Wenn man zahlreiche seriöse Bewerbungen für den gleichen Hund hat, ist es herzzerreissend, eine Auswahl zu treffen. Jemandem mitzuteilen, dass du nicht glaubst, dass es der richtige Hund für sie ist... ist zumindest sehr schwierig.

Ich nehme Hunde auf mit der Einstellung, dass sie für mich eine lebenslange Verpflichtung bedeuten, d.h. nicht nur bis zur Adoption sondern auch nachher. Manchmal liegt es mir schwer auf der Seele, aber wenn ich von jemanden höre, der in den "Anfängen" einen Corgi von mir adoptierte, dann stellt es mich wieder auf und ermutigt mich weiter zu machen.

Das Schlimmste ist, wenn ich mit Anfragen überhäuft werde und für die vielen Hunde einfach keinen Platz habe. Ich kann die gleichen Pflegefamilien ja nicht gut jeden Tag im Jahr beanspruchen. Die Familien, die so grosszügig ihr Heim für Hunde öffnen, die wir aus Tierheimen, Massenzuchten oder von Besitzern holen, brauchen auch mal eine Pause. Es fällt schwer, einen Hund in Not abweisen zu müssen, aber es fällt auch schwer, sich den Leuten aufzudrängen. Zum Glück melden sich viele wunderbare Menschen bei mir und bieten sich als Pflegefamilie an, so dass ich eine gewisse Rotation vornehmen kann. Ich versuche auch, diese Pflegefamilien so gut wie möglich zu entlasten. Der Rettungsdienst bezahlt alle tierärztlichen Behandlungen, die Tabletten zur Vorbeugung gegen Herzwürmer und Flöhe/Zecken. Der Dienst sorgt auch für Halsbänder, Leinen und Boxen.

Wenn die Pflegefamilie in der Nähe wohnt, fahre ich den Hund wenn nötig zum Tierarzt. Die Standardbehandlung für jeden Hund umfasst: Kastration/Sterilisierung; Impfung; Untersuchung auf Herzwürmer; Kontrolle der Zähne; Untersuchung des Stuhls und Implantation eines Mikrochips.

Die Corgi Connection hatte bisher Glück, indem wir nicht viele Fälle von ernsten Krankheitsfällen hatten. Wir haben Hunde mit Herzwürmern und anderen Parasiten behandelt und leider haben wir einen Corgi an Hirnentzündung verloren. Zurzeit haben wir zwei Hunde mit gesundheitlichen Problemen. Es ist schwer zu wissen, dass ihr Schicksal in deinen Händen ist, wenn du Lebensqualität gegen Kosten, Machbarkeit und dein eigenes Gewissen aufwiegen musst. Natürlich kann ich sie nicht alle retten, aber ich kann dafür sorgen, dass ein Hund ein besseres Leben erhält, indem ich mein Bestes für diesen Hund tue.

Rettungsarbeit bringt viel Belohnung, aber auch viel Kummer, Frustration, stundenlange Fahrten, administrative Arbeit, Beschaffung von Geldmitteln, Tierarztbesuchen, Beschaffung von noch mehr Geld und Sorgen.

Hunde wie Benny, heute der berühmte Benny Corgipants auf Facebook, zeigt mir immer wieder, dass es viel zu tun gibt und dass es viele gute Menschen gibt, die bereit sind zu helfen. Als der Bundesstaat Kansas sich an mich wandte, um einen Corgi aus einer Massenzucht (mit 1500 Hunden) zu holen, hatte ich mir nicht im Traum vorgestellt, unter welchen Bedingungen dieser schöne Hund gehalten wurde. Man hatte mir gesagt, dass er eine Gesichtsverletzung hatte. Ich stellte mir vor, dass er gebissen worden war und ein paar Stiche benötigte. Als eine meiner besten Freundinnen, Patty Harrington, mit dem Corgi zu mir kam, brach ich in Tränen aus. Es war eine Verletzung, die leider nicht behoben werden konnte. Stattdessen gab sie mir einen tiefen Einblick in Hunde und die Sorte Menschen, die solchen Hunden ihre Zuneigung schenken.


Hier können Sie mehr über Benny und seine neue Familie lesen.

Meiner Meinung nach ist die Übernahme von Hunden aus Zuchten am schwierigsten. Du weisst nie, wie sie sich verhalten werden; sie können gut sozialisiert sein, sie können völlig verängstigt sein, sie können aufgrund ihrer bisherigen Lebensumstände merkwürdige Angewohnheiten haben. Du musst auf eine ganze Reihe von Problemen gefasst sein und dazu kommen oft auch gesundheitliche Aspekte.


Ruby

Ein typisches Beispiel ist Ruby. Sie war eine sehr kleine (7-8 kg) Hündin, die wir aus dem Tierheim in Missouri holten, wo sie gelandet war, nachdem sie aus einer nicht lizenzierten Zucht entfernt wurde. Sie war mein erster "Fabrikshund" und ich hatte keine Ahnung, wie "geschädigt" sie war bis sie einige Wochen bei uns war. Die meiste Zeit sass Ruby völlig verängstigt in ihrer Box und knurrte und fauchte wahllos alles und jeden an.

Mit unendlicher Geduld seitens ihrer Pflegemutter Sarah King und etwas Hilfe meinerseits, brachten wir Ruby langsam dazu, aus ihrer Schale zu kommen. Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich einige meiner Hunde in Not zur Arbeit mitnehmen darf. Da Sarah und ich für den gleichen Arbeitgeber tätig sind, wechselten wir uns ab. Am Morgen brachte Sarah Ruby für den Tag zu mir und meine Kollegen versuchten sie abwechselnd mit Leckerlis und vorsichtigen Streicheleinheiten aus ihrer Box zu locken. Schliesslich brachten wir Ruby zu Sara Kueser, einer anderen Pflegemutter, die bereits einen Hund hatte, weil wir hofften, dass er Ruby helfen könne, sich etwas mehr wie ein Hund zu benehmen. Knappe sechs Monate nachdem wir Ruby aufgenommen hatten, fühlten wir, dass sie für einen bleibenden Platz bereit war. Es musste aber unbedingt bei einer erfahrenen Person sein.

Und genau so einen Platz fanden wir, als Alison Williford aus Texas sich um eine Adoption von Ruby bewarb. Sie hatte bereits zwei Rettungshunde und war bereit, Ruby das Beste zu geben. Alison fuhr von Texas nach Kansas, um ihren neuen Schützling zu holen und hat seither wiederum einen Hund von Corgi Connection adoptiert.

Corgi Connection kann zahlreiche erfreuliche Geschichten erzählen. Wir haben bisher rund 100 Corgis in Not geholfen und Hunde in Texas, Colorado, California, Maryland, New York, Massachusetts, Rhode Island, New Jersey, Michigan, Iowa, Missouri, Nebraska und natürlich in Kansas platziert.


Jeanette DeMars mit Albert

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele gute Menschen ihr Herz und Heim für diese Hunde öffnen und zu was sie bereit sind, um sie zum Mitglied ihrer Familie zu machen. Freunde wie auch völlig Fremde haben den Rettungsdienst in liebenswürdiger Weise unterstützt mit Spenden, der Bereitschaft zu helfen und begeisterten Kommentaren zur Arbeit der Corgi Connection of Kansas. Ich gebe mir grosse Mühe, dieses Lob auch zu verdienen.

Jeanette DeMars
Gefunden auf The Daily Corgi, 29.01.2014
Übersetzung: ANo

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www.welshcorgi-news.ch
03.02.2014