Die Entdeckung des FURminators

Wer ihn schon kennt, kann hier getrost weiter klicken, wir wollen ja keine Corgis nach Athen tragen. Für alle anderen: es wird haarig!

Sommer 2012.
Mein Mann kam mit unseren drei Corganten von der jährlichen Routineuntersuchung beim Tierarzt.
"Und? Was hatter gesacht??" fragte ich ihn abends gespannt.
"Oh, also dies und jenes (lassen wir jetzt mal weg), aber auch: Die Rieke sei nicht richtig durchgekämmt."
"Hä??"
"Benutzt ihre Frau eine Bürste?" hat er mich gefragt.

"EINE Bürste?!?" quietschte ich etwas hysterisch.
(Anmerkung des Eheliebsten: Von wegen "etwas"!)
Eine Bürste. Ich konnte es noch immer nicht fassen, wenn ich an das Arsenal von Bürsten und Kämmen dachte. Teils konventioneller Natur, teils scheinbar eher dem Heimwerkermarkt entsprungen (oder der Raumfahrttechnik), als dem Hundepflegebedarf.
Von wegen eine Bürste. Was hatte ich nicht schon alles ausprobiert, teils erfolgreich, meistens weniger erfolgreich: Harte Bürsten, weiche Bürsten, Drahtbürsten, einfache Kämme, doppelte Kämme, lange Kämme, kurze Kämme, rote Kämme, grüne Kämme... also jedenfalls so einiges.

Großes Hundepflegen ist bei uns einmal die Woche angesagt: Pfoten kontrollieren, Haare zwischen den Ballen beschneiden, Krallen pflegen, Zahnbelag entfernen - und natürlich Kämmen. Dazu benutze ich zwei Kämme, einen mit mittlerem Zinkenabstand fürs Vorkämmen, einen mit feinem Zinkenabstand, sowie eine Drahtbürste (mit Hautschutz) und eine weiche Bürste für das abschließende "Finish" mit Ballistol - und ein paar Tricks.
Für die anfallenden Haare nehme ich (ganz Gärtnerin) einen mittelgroßen Blumentopf, der in der Regel dabei gut gefüllt wird (und dessen Inhalt dann im Garten in die Hecke geklemmt wird, was die Gartenpieper dankbar als Nistmaterial annehmen). Alle drei Hunde lieben es, gekämmt zu werden, sie stehen förmlich an.

Trotzdem - und trotz hochwertiger Ernährung, einschließlich einer ansehnlichen Batterie verschiedenster Speiseöle, Vitamin- und Mineralstofftabletten auf dem Küchenbord - das Bommele litt seit etwa einem Jahr unter Schuppen und Hundehaare lagen en gros überall herum.
Der Tierarzt hatte Recht. Im Grunde meines Herzens wusste ich das, aber nicht, wie ich das ändern könnte, zumal Erfahrungsaustausch mit anderen Corgileuten ergab, dass alle, die ich fragte, ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Zu einem Hundefriseur zu gehen (wenigstens einmal, nur um zu gucken wie der das macht) fiel aus verschiedenen Gründen auch aus.

Dann geriet ich durch puren Zufall an eine Ausgabe der Zeitschrift "Citydogs", einige Reportagen, jede Menge Werbung, aber Schwerpunktthema: Fellpflege.
Beim Durchblättern fielen mir immer wieder Bilder von Hunden ins Auge, die inmitten von Bergen von ausgekämmten Haar saßen, Verursacher:
Der FURminator.

Hmmm, dachte ich äußerst skeptisch, das ist bestimmt geschummelt. Ich musste sofort an die Meister-Proper-Werbung der Siebziger denken: Ein schweinedreckiges Bad, und mit einem Wisch wäre alles blitzsauber. Ha!

Andererseits, ich wusste, irgendetwas musste ich unternehmen, so oder so.
Also schön, dachte ich, es kann ja nicht schaden, radelte zum Hundebedarfsartikelhändler (in meinem Fall, zum "Futterhaus") - und musste dort feststellen, dass es durchaus schaden konnte, und zwar zuallererst mal dem Portemonnaie!
Heiliger Bimbam, waren die Dinger teuer: von 30,- - 50,- Euroleins, je nach Breite.
Ich stand etwas fassungslos vor dem Regal: Sollte ich wirklich so viel Geld bezahlen, auf die Gefahr hin, wieder nur viel Geld für ein weiteres, unbrauchbares Kämmutensil ausgegeben zu haben??

Zähneknirschend kaufte ich dann doch so ein Teil, den ganz schmalen (weil billigsten) und auch, weil ich dachte, damit mehr Gefühl zu haben.
Zuhause lag er dann eine Weile samt Kassenbon, auf dem Wohnzimmertisch und ich schlich um ihn herum, wie der Corgi um den heißen Brei. Solange die Verpackung noch ungeöffnet wäre, könnte ich es ja vielleicht noch zurückbringen??

"Du bist albern!" sachte der Gatte!

Schön, also die Hülle aufgeschnippelt, Gebrauchsanweisung gelesen, vorgekämmten (!) Hund auf den Tisch (in unserem Fall auf die Werkbank) und los ging's mit dem Bommelhund. Zuvor testete ich das Gerät noch vorsichtig auf der eigenen Haut, um zu wissen, worauf ich mich da einließ.

Nachdem ich nur einmal vorsichtig mit dem FURminator (er sieht in etwa aus wie eine Kreuzung aus Bartscherer und Hundebürste, nur dass sich die Scheren nicht bewegen) einige Zentimeter durch das Fell gefahren war, schaute ich verblüfft auf die Menge Unterfell, die sich in dem Teil angesammelt hatte.
Also noch mal, ganz vorsichtig - wieder das gleiche Ergebnis. Ich striegelte nach Anweisung, sanft, ohne aufzudrücken, und Berge von Unterwolle lösten sich.
Mein Blumentopf war nach kurzer Zeit gerammelt voll, ich wechselte zu einer kleinen Waschschüssel!


Der Bommel lag gelassen und entspannt auf der Decke und lies sich striegeln, nur bei den Ecken und Kanten (z.B. Ellenbogen) merkte man, dass es für ihn ungewohnt war. Das Rieken zappelte, wie sie es immer tut, zeigt aber auch keine Anzeichen von Unbehagen. Bär, der allgemein deutlich weniger Unterfell hat, rekelte und fläzte sich auf dem Tisch. Ich striegelte und striegelte, war inzwischen zu einem Zehn-Liter-Eimer gewechselt und fragte mich allmählich, ob ich die Wolle würde verspinnen müssen und Hundepullover für drei nackichte Hunde stricken!
Schließlich habe ich dann einfach aufgehört, ich wollte weder die Geduld noch die Haut meiner Mäuse überstrapazieren.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Glänzendes, schönes Fell, die Deckhaare offensichtlich unbeschädigt, keine Hautrötungen, keine wunden Stellen o.ä.
Die beiden Jungs mit ihrem eher glatten Fell (bei Bommel mehr stockhaarig, bei Bär weich und eng anliegend) wirkten deutlich schlanker, das Rieken (offenes, puschliges, welliges Fell) kam wie eh und je wie eine Flaschenbürste daher, aber auch sie wie eine eher ausgekämmte Flaschenbürste.


Frühjahr 2013.
Ich benutze den deShedding FURminator (Small, für langhaariges Fell) jetzt einmal die Woche, ca. 15 Min. pro Hund.
Der Kraftaufwand der nötig ist, ist erstaunlich gering, im Gegenteil, es ist sogar wichtig, nicht aufzudrücken.
Ich denke, man sollte unbedingt die Anleitung genau befolgen, die da lautet, in langen Zügen damit durch das Fell zu fahren. Wenn man das Gerät einmal an einer eigenen empfindlichen Hautstelle (z.B. die Innenseite der Unterarme) ausprobiert, merkt man schnell, dass zwei- oder dreimaliges darüber Fahren noch ein wohliges Gefühl auszulösen vermag, aber häufiges Berühren der selben Stelle sicherlich zu Hautreizungen führen könnte.
Für Hunde mit sehr empfindlicher Haut, für Stellen mit Hautverletzungen, für Welpen ist das Gerät nicht geeignet.
Obwohl in der Anleitung steht, besonders im After- und Genitalbereich auf die Pflege zu achten, habe ich an diesen Stellen dann doch lieber einen Kamm benutzt. Es gibt eine Auswurftaste, die es einem ermöglicht, das Gerät einhändig zu reinigen, recht praktisch, wenn man die andere Hand gerne am Hund lassen möchte.
Es kämmt sich bei eher stockhaarigem Fell anders, als bei plüschigem und ging am bestem bei glattem, seidigen Pelz, funktionierte aber bei allen. Der Anteil der ausgekämmten Deckhaare war über die Monate weit geringer, als der der Unterwolle, das Fell ist schön und glänzend. Auch nach der wöchentlichen "Aquafitness" (bis Bauchlinie im Wasser) waren die Mäuse verhältnismäßig schnell wieder trocken, was ja besonders im Winter sehr wichtig ist.

Bommels Hautprobleme wurden deutlich gemildert, zusammen mit Thuja D4 (gegen Alterswarzen), und einem gelegentlichen (!) Bad mit hypoallergenem, rückfettenden Shampoo, wirkt der FURminator Wunder.
Rieke zieht seitdem keine Spur verlorener Haare mehr hinter sich her, und auch die Wohnung ist deutlich sauberer. Auch wenn ich Wolken von Hundehaaren inzwischen völlig gelassen sehe, bin ich doch nicht gerade süchtig nach dem berühmten Hundehaar in der Suppe...

Unser Bärenkind ist nun an einem Ort, wo er niemals mehr einen FURminator braucht.
Ich stelle mir vor, wenn es auf der anderen Seite des Regenbogens Frühling wird, fliegen dort alle Corgis über die bunten Wiesen und schütteln sich.
Dann wedeln ihnen einfach alle losen Haare aus den Pelzen, und die Regenbogen-Vögel bauen sich ihre Nester daraus.
Ja, ich denke, immer wenn das Bärchen sich dort drüben schüttelt, klingeln hier die Glockenblumen im Wind. Nur die blauen, natürlich...

Bie.st 2013

www.furminator.net/
Für Corgis eignet sich der deShedding FURminator für langhaarige Hunde, Grösse Small (4,5 cm breit) oder Grösse Medium (6,7 cm breit)

FURminator-Produkte sind in Deutschland bei www.amazon.de oder im Fachhandel erhältlich. Leider liefert Amazon das Produkt nicht in die Schweiz!
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www.welshcorgi-news.ch
18.04.2013