Wendy und die Schlange

Es geschah am Macquarie See in New South Wales, Australien. Dieses Gebiet wurde vor fünf Jahren in Bauland umgezont, und es gibt daher erst wenige Häuser. Das restliche Bauland ist immer noch ursprünglicher Busch. Wir bauten ein Wochenendhäuschen und hatten unsere Parzelle gerodet, während auf dem Nachbargrundstück immer noch dichter Busch wuchs.

Es war ein Samstag im Oktober. Unser 18 Monate alter Sohn Gregory war für den Mittagsschlaf ins Bett gelegt worden, während sich der Rest der Familie zum 30 m entfernten Ufer begab. Wendy, unser Corgi, begleitete uns. Als ich zum Haus zurück schaute, sah ich meinen kleinen Sohn auf uns zu kommen. Er wollte offensichtlich nicht schlafen und ich beschloss, ihn ohne meine Hilfe gewähren zu lassen.

Plötzlich rannte Wendy ihm entgegen und stoppte ungefähr 1,5 m vor Gregory. Da sah ich die Schlange, eine 120 cm lange, hochgiftige Rotbäuchige Schwarzotter wie sie ihren Kopf aufrichtete und nach Wendy stiess, die geschickt auswich, sich aber nicht vom Fleck rührte. Inzwischen hatte Gregory Wendy erreicht, ohne zu ahnen, in welcher Gefahr er sich befand. Als Gregory seinen Gang fortsetzte, stellte Wendy sich zwischen ihn und die Schlange und bewegte sich im Takt mit den beiden, ohne die Schlange eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Ich packte meinen kleinen Jungen und rannte mit ihm zum Ufer und rief meinem Mann, der auf dem See segelte. Es dauerte ungefähr 10 Minuten bis er bei uns war, und währenddessen hielt Wendy die Schlange in Schach. Ich rief Wendy zu mir, denn ich fand es zu gefährlich, dass sie sich mit diesem tödlichen Gegner auf einen Kampf einliess. (Sie war damals erst 12 Monate alt). Erst als ich ihr versicherte, dass Gregory in Sicherheit war, verliess sie die Schlange, und beschnupperte das Kind von Kopf bis Fuss, wie um sicher zu stellen, dass ihm nichts geschehen war. Dann ging sie mit meinem Mann zurück und schaute zu, wie er die Schlange tötete.


Wendy - die 1961 vom Welsh Corgi Club N.S.W. die Tapferkeitsmedaille erhielt -
mit ihrem jungen Herrchen Gregory Thompson

Man hat mir später gesagt, dass Wendy nur auf den rechten Moment wartete, die Schlange anzugreifen, und dass sie gewonnen hätte, aber sie gehorchte, als ich ihr befahl, die Schlange in Ruhe zu lassen. Und ich bereue meinen Entscheid nicht. Wendy hatte ihr Leben ausreichend aufs Spiel gesetzt, um ihre Treue und Hingabe zu ihrem jungen Meister zu beweisen.

Autor unbekannt.
Aus The Welsh Corgi League Handbook 1962. ûbersetzung ANo

Top

www.welshcorgi-news.ch
09.05.2013