Die Hunde auf der Titanic
Am 15. April 2012 jährte sich der Untergang der RMS
Titanic zum 100. Mal.
Am 14. April 1912, am 4. Tag der Überfahrt und ca. 600 km
südlich von Neufundland, rammte das Schiff um 23.40 Uhr
einen Eisberg. Passagiere und einige Besatzungsmitglieder wurden
in die Rettungsboote evakuiert, die teilweise nicht einmal zur
Hälfte gefüllt ins Wasser gelassen wurden. Kurz vor
2.20 Uhr verschwand die Titanic im eisigen Meer. Über 1500
Personen und eine unbekannte Anzahl Hunde und eventuelle Katzen
kamen ums Leben. Die 710 Überlebenden in den Rettungsbooten
wurden wenige Stunden später von der RMS Carpathia
aufgesammelt.
Die genaue Zahl der Hunde an Bord ist nicht bekannt, aber auf
Grund von Augenzeugen und den Aufzeichnungen des Schiffs waren es
mindestens 12. Nur drei überlebten.
Es war nicht unüblich, dass Hunde ihre reichen Besitzer auf
Kreuzfahrten begleiteten. Nur Passagiere der ersten Klasse nahmen
ihre Hunde mit auf die Titanic und die meisten wurden in Boxen
auf dem Deck der 3. Klasse untergebracht, wo sie vom
Schiffspersonal bestens betreut wurden. Jeden Tag führte ein
Besatzungsmitglied die Hunde unterschiedlicher Rassen aus. Unter
ihnen war eine französischen Bulldogge, ein Champion
versichert für $750, eine stattliche Summe zu jener Zeit, im
Besitz von Robert Daniels, und Kitty, die Airedale
Hündin der Astors, den prominentesten Passagieren der
Titanic. Für den 15. April war eine Hundeschau geplant.
Mr & Mrs Astor und ihr Airedale
Terrier
Die drei überlebenden Hunde befanden sich alle in der
Kabine ihrer Besitzer und waren so klein, dass wahrscheinlich
kaum jemand bemerkte, dass sie zu den Rettungsbooten getragen
wurden, wo Tiere nicht erlaubt waren.
Es handelte sich um
- Lady, ein Pomeranian, den Margaret Bechstein Hays
vor wenigen Tagen in Paris gekauft hatte. Die 24 Jahre alte New
Yorkerin war zusammen mit Freunden durch Europa gereist und
befand sich nun auf dem Rückweg nach Amerika. Als die
Passagiere evakuiert wurden, wickelte Miss Hays Lady in eine
Decke und die Besatzungsmitglieder erlaubten ihr, das
Rettungsboot 7 mit dem Welpen zu besteigen, wahrscheinlich im
Glauben, es sei ein Baby.
- Ein zweiter Pomeranian, Name unbekannt, schaffte es mit
seiner Besitzerin Mrs Elizabeth Jane Anne Rothschild, der
Gattin eines reichen Textilfabrikanten, unbemerkt ins
Rettungsboot 6. Niemand im Rettungsboot erinnerte sich, den
Hund vor dem nächsten Morgen gesehen zu haben. Die
Mannschaft der Carpathia weigerte sich zuerst, den Hund an Bord
zu lassen, aber Mrs Rothschild insistierte und beide schafften
es zurück nach New York, während Mr Martin Rothschild
weniger Glück hatte und ertrank. Kurze Zeit darauf kam der
Pomeranian bei einer Rauferei mit einem anderen Hund ums
Leben.
-
- Sun
Yat-Sen, der Pekinese von Henry S. Harper, dem Erben von
New Yorks Harper & Row Verlag, und seiner Frau Myra Harper.
Die Harpers kehrten von einer Reise in Europa und Asien
zurück, in Begleitung eines Dolmetschers, den sie in
Ägypten getroffen hatten, und alle drei bestiegen
Rettungsboot 3. Auf die Frage, wie der Hund gerettet wurde,
erklärte Mr Harper, dass genug Platz vorhanden war und
niemand Einwände hatte. Der Pekinese starb ein halbes Jahr
später.
Die Hunde, die sich in den Boxen befanden, kamen alle um. Es ist
dokumentiert, dass sie von einem Passagier aus ihren Boxen
befreit wurden, bevor die Titanic in den Fluten verschwand.
Darunter waren
- Frou-Frou, ein Zwergpudel von Helen Walton
Bishop.
- Ein Fox Terrier namens Dog, im Besitz von William
Dulles einem Rechtsanwalt aus Philadelphia.
- Die französische Bulldogge Gamin de Pycombe von
Robert Daniel. Als das Schiff sank, holte er sie aus der Box
und liess womöglich gleich noch die anderen Hunde heraus.
Allerdings musste er den Hund zurücklassen, als er sich
selbst in ein Boot rettete. Später erzählte ein
Passagier namens Richard Norris Williams, der verzweifelt im
kalten Wasser schwamm, dass er sich plötzlich Kopf an Kopf
mit Gamin sah, der ebenfalls um sein Leben paddelte. Williams
wurde in ein Rettungsboot gezogen und war überzeugt, dass
er einer Halluzination erlegen war.
- Kitty, die Airedale Hündin des Millionärs
John Jacob Astor. Er begleitete seine schwangere Frau Madeleine
zum Rettungsboot, das er aber selbst nicht besteigen durfte.
Frauen und Kinder zuerst!! Er ging darauf zu den Boxen, um
Kitty herauszulassen und vielleicht war es auch er, der den
anderen Hunden die Türen öffnete. Madeleine Astor
erzählte später, sie habe Kitty auf dem Deck hin und
her springen sehen.
- Zwei Hunde gehörten dem amerikanischen Kohlemagnat
William Carter, der seinen beiden verzweifelten Kindern
versicherte, dass die Hunde in Sicherheit seien. Die Tochter
Lucy erhielt später von Lloyds of London $100 für
ihren verlorenen King Charles Spaniel, während der Sohn
Billy $200 für den Airedale Terrier erhielt.
Eine besonders traurige Geschichte handelt von einer deutschen
Dogge im Besitz von Ann Elizabeth Isham. Miss Isham besuchte
ihren Hund täglich im Zwinger des Schiffs und als sie
evakuiert wurde, bat sie, den Hund mitnehmen zu dürfen. Als
man ihr sagte, er sei zu gross, weigerte sie sich, ihn zu
hinterlassen und kletterte wieder aus dem Rettungsboot. Mehrere
Tage später entdeckte die Besatzung des Rettungsschiffs
Mackay-Bennet die Leiche einer Frau mit einem grossen Hund in den
Armen. Augenzeugen und das Logbuch des Schiffs bestätigen
den Fund und die Bergung der Leiche und es wurde angenommen, dass
es sich um Miss Isham handelte.
Die beiden Fotos von Hunden an Bord wurden von Frank Brown
gemacht, einem Amateurfotografen, der das Schiff in Queenstown,
Irland verliess, bevor es sich auf seine transatlantische Reise
machte.
Die Foto von
Edward Smith, dem Kapitän des Schiffs, mit einem Barsoi
wurde an Bord der Titanic am Tag vor ihrem Auslauf
aufgenommen. Der Hund war ein Geschenk von Benjamin
Guggenheim, der viel reiste und oft auf Schiffen unter der
Führung von Kapitän Smith, so dass er ihn und seine
Familie gut kannte. Guggenheim, ursprünglich auf einem
anderen Schiff gebucht, landete auf der Titanic und brachte
den grossen russischen Windhund für die Tochter des
Kapitäns mit. Der Hund blieb über Nacht, wurde dann
aber am Tag darauf nach Hause zur Tochter gebracht. Er war
also nicht an Bord, als das Schiff auslief. |
Und was ist mit Katzen?
Die Schiffsmannschaft hatte oft mindestens eine Katze mit an
Bord, um die Ratten unter Kontrolle zu halten.
Man erzählt, dass während den Probefahrten der Titanic
eine Katze mit Jungen an Bord war. Als aber das Schiff von
Belfast in Southampton ankam, sah man, wie die Katze das Schiff
verliess. Eines nach dem anderen trug sie die Kätzchen
über die Landungsbrücke an Land und setzte sie auf dem
Dock ab. Danach verschwand sie mit ihren Jungen und später
wurde gesagt, dass sie eine Vorahnung gehabt haben musste, dass
die Reise nicht unter einem guten Stern stehen würde.
04.05.2012
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