Der Ratgeber der englischen Königin

Anlässlich des 90. Geburtstags der Queen am 21. April 2016 hat das britische Hochglanzmagazin "Town and Country" eine Spezialnummer herausgegeben. Nebst vielen selten gesehenen Fotos gibt der Tierverhaltungsforscher Dr. Roger Mugford einen Einblick in das Leben der königlichen Hunde. Während Jahrzenten des Kontakts zum königlichen Haushalt konnte Dr. Mugford die Königin und ihre geliebten Vierbeiner ganz aus der Nähe beobachten.

"Die Königin rief mich eines Tages, um ihr bei einem Problem betreffend Rauferei unter ihren Corgis zu helfen. Als ich sah, wie die Queen mit ihren Hunden umging, beeindruckte mich ihre Fähigkeit als Hundetrainerin. Die Hunde kannten ihren Platz im Palast oder im Schloss Windsor genau. Sie gehorchten ihr bedingungslos, obwohl Corgis sehr eigenwillig sein können. Gleichzeitig musste sie dafür sorgen, dass sie auch anderen Mitgliedern des Haushalts gehorchten, denn oft sind die Queen und ihr Gemahl, der Herzog von Edinburgh, auf Reisen und die Haushälterin oder der Butler müssen an die Stelle der königlichen Familie treten.

Jeder Hund erhielt seinen individuellen Bedürfnissen angepasstes Futter, einschliesslich einer Reihe von homöopathischen und pflanzlichen Heilmitteln. Das Futter wurde von einem Butler in ausgedienten Silber- und Porzellanschüsseln serviert. Die Queen liess alle Corgis in einem Halbkreis um sie herum Platz machen und fütterte alsdann einen nach dem anderen gemäss seinem Alter im Rudel. Alle warteten brav, bis sie an der Reihe waren. Das beweist einen erstaunlichen Grad an Disziplin. Es gelingt mir mit meinen zwei Hunden, aber mit einer grösseren Meute ist es aussergewöhnlich.


Ich wagte nicht zu fragen, ob die Hunde das Schlafzimmer mit ihr teilen, aber es würde mich nicht wundern, obwohl Corgis ziemlich stark haaren. Die Queen hat ganz bestimmte Ansichten, wie Hunde behandelt werden sollen, und sie toleriert keine grobe Behandlung. Ihr Umgang mit den Hunden ist freundlich aber bestimmt. Ich erinnere mich, dass sie nicht viel von Präsident Lyndon B. Johnson hielt, weil er seine Hunde an den Ohren hochhob.

Wenn sie von ihren Hunden oder Pferden spricht, lernt man sie von einer ganz anderen Seite kennen; sie wirkt entspannt. Hunde sind grosse Gleichmacher, sie lassen sich nicht von sozialem Status beeinflussen, was für die Queen eine grosse Erleichterung sein muss. Kein Wunder also, dass sie ihre Gesellschaft geniesst."

Auf die Frage, warum die Corgis im Vergleich zu anderen Rassen so speziell sind, antwortete Dr. Mugford: "Ich besass in meinem Leben drei Corgis, einer davon, Rusty, war ein äusserst tüchtiger Viehhütehund. Corgis haben das Herz eines Riesen in einem kleinen Körper. Die besondere Qualität der Corgis besteht darin, dass sie gern das Vieh (und stellvertretend auch Personen) auf Trab halten, was sie durch Schnappen in die Knöchel der Garde des Buckingham Palasts in Verruf gebracht hat."

Die grosse Liebe der Queen zu den Corgis geht zurück auf ihren 18. Geburtstag, als sie die Pembroke Hündin Susan erhielt. Heute hat sie nur noch zwei Corgis, Holly und Willow, sowie die beiden "Dorgis" Candy und Vulcan.

Als junge Prinzessinnen erfanden Elizabeth und ihre Schwester Margaret den "Dorgi", indem sie den Corgi Tiny mit Margarets Dackel Pipkin kreuzten. Der Kennel Club äusserte sich damals ziemlich hochnäsig: "Der Dackel wurde gezüchtet, um den Dachs aus dem Bau zu jagen und der Corgi um das Vieh zusammen zu treiben. Sollte eine Rinderherde in einen Dachsbau geraten, dann sind das genau die Hunde, um sie wieder rauszuholen."

Dr. Mugfords's Casebook. Understanding dogs and their companions. 1991.

Übersetzung: ANo
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29.08.2019