Mit dem Corgi auf die Jagd

James, Sinbad of Wey, TDX, UDX und CDX, geb. 12.5.1946, ist in Corgi-Kreisen kein Unbekannter. Mit seinen Auszeichnungen (Fährtenhund, Gebrauchshund und Begleithund, alle mit "vorzüglich") ist er aber doch eher die Ausnahme als die Regel. Daneben hat er aber noch eine andere Fähigkeit, die unter Corgi-Freunden viel weniger bekannt ist.

Jeder, der mit einem Corgi zu tun hatte, weiss was für ein kluger und anpassungsfähiger kleiner Hund er ist. Deshalb kommt es vielleicht nicht überraschend, dass James ein ausgezeichneter Jagdhund ist.

Wie es soweit kam, ist schwierig zu sagen, denn bei seinem früheren Obedience Training war nie die Rede davon. Es war wahrscheinlich wegen unserer engen Beziehung und meiner Jagdleidenschaft, dass ich es natürlich fand, ihn auf die Jagd mitzunehmen.

Der Höhepunkt kam, als ich vor zwei Saisons in ein neues Jagdrevier wechselte. In Erkenntnis der konservativen Einstellung der Jäger fand ich es besser, dass die Mitglieder des Jagdverbands mich zuerst kennen lernten, bevor sie von meiner eigenartigen Wahl des Jagdhunds erfuhren. Der Tag kam, wo ich mich der Ächtung meiner neuen Freunde auszusetzen wagte. Nie werde ich die Reaktion einiger meiner Jagdkollegen vergessen, als James aus dem Auto sprang, und schon gar nicht den Ausdruck von Abscheu auf dem Gesicht des Wildhüters. Es war deutlich, dass allen plötzlich bewusst wurde, dass ich nicht der Jäger war, für den sie mich gehalten hatten. Ich sagte nichts, und wir begannen mit der Treibjagd.

Sinbad
Kenneth Butler mit James

Ich will mich hier nicht auf Einzelheiten einlassen, obwohl mir noch alles in frischer Erinnerung ist. Aber innerhalb einer Stunde waren meine neuen Freunde sowie der Wildhüter voll des Lobes und der Anerkennung von James' Fähigkeiten. Von diesem Tag an konnte ich nie mehr auf die Jagd ohne James, denn sein Eifer ist noch grösser als meiner. Aber was ich am meisten an ihm schätze, ist seine absolute Zuverlässigkeit in jeder Situation.

Trotz seiner geringen Grösse können sich seine Fähigkeiten im Feld mit dem eines Spaniels messen. Mit seinem weichen Maul holt er problemlos einen Fasan oder ein Kaninchen und würde auch einen Hasen tragen, obwohl er nur selten dazu aufgefordert wird. Er liebt es, einen "Infanterist" (auf dem Boden fliehendes Flugwild) zu stellen oder den Vogel aus dem Wasser zu apportieren, und er jagt ausdauernd und geschickt. Nichts, was mit Jagd zu tun hat, scheint ihn zu ermüden; aber die Art und Weise wie er es sich nachher auf dem besten Stuhl gemütlich macht, zeugt von grösster Zufriedenheit.

Sinbad
Sinbad of Wey (Ch. Rozavel Scarlet Emperior - Jill of Pem)
gew. 12.5.1946, apportiert einen Fasan

James ist nicht wie viele gute Retriever, die sich damit zufrieden geben, den ihnen erteilten Befehl auszuführen. Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit, auch nicht im Flug, und wenn ein Vogel ausser Schussweite ist, zeigt sein Ausdruck, dass er sich genau so darüber ärgert wie ich. Ich würde diese Eigenschaft nicht erwähnen, wenn andere sie nicht auch bemerkt und öfters kommentiert hätten.

Man kan sich fragen, warum James ein so eifriger und geschickter Jagdhund ist. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass er dieses Talent geerbt hat, und nach meiner Erfahrung stellen Corgis höchstens einem Kaninchen nach. Ich glaube die Erklärung liegt in seiner Erziehung und deren methodische Anwendung bei der Jagd und sein Beispiel zeigt mehr als deutlich, dass die Erziehung beim durch-schnittlichen Jagdhund stark vernachlässigt wird.

Kenneth Butler


Aus dem "1951 Handbook" der Welsh Corgi League
Übersetzt von ANo

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www.welshcorgi-news.ch
09.05.2013