Am Vormittag d. 7. Januar 2006 sass die
6-jährige Brittany Frisby auf dem Boden in der Gemeindebibliothek
von Salem, Ohio und las ihrem neuen Freund Monty aus einem Buch vor.
Als sie fertig war, lächelte sie Monty an, der anerkennend mit dem
Schwanz wedelte.
Monty ist ein speziell ausgebildeter Cardigan Welsh Corgi und einer
von 4 Therapiehunden, die an einem einzigartigen Projekt teilnehmen, um
Kindern von Morrow, Ohio Selbstvertrauen und Lesefertigkeit
beizubringen.
Über 70 Eltern und Kinder drängten sich an diesem Samstag in
der Bibliothek, um der ersten einer Reihe interspezifischer Lesungen
(zwischen Mensch und Hund) beizuwohnen, welche vom lokalen Hundeklub
und der Bibliothek mit Unterstützung von Lehrern der Little Miami
Schulen gesponsert werden.
Brittanys Mutter, Sherry Frisby von Morrow, stand in der Nähe,
als ihre Tochter ruhig für Monty vorlas. Bei jeder Änderung
ihrer Stimme und Betonung nahm der Hund aufmerksam Augenkontakt mit dem
kleinen Mädchen. Mrs Frisby hatte noch nie etwas von diesem
Projekt gehört und war begeistert. Sie war erstaunt, dass die
Hunde lange genug still sassen, bis alle Kinder an der Reihe gewesen
waren.
Die vier Hunde sind für Obedience und öffentliche Auftritte
nach den Richtlinien von Therapy Dogs International von New Jersey
ausgebildet. Die Organisation bildet auch Therapiehunde aus für
Pflegeheime, wo Studien gezeigt haben, dass Hunde die Befindlichkeit
der Bewohner verbessern und Blutdruck und Stress senken können.
Ohio führte das Leseprogramm vor 2 Jahren ein und immer mehr
Bibliotheken in ganz USA lassen sich von diesem Projekt
überzeugen, welches auf der natürlichen Kameradschaft
zwischen Kindern und Hunden basiert. Die Hunde lernen auf die
Körpersprache und Gemütsstimmung von Kindern zu achten, die
sich scheuen, einem Menschen etwas vorzulesen.
Gemäss Angie Jones, der Gründerin des lokalen
Therapiehundevereins, lieben Hunde Kinder und fühlen, dass sie
etwas tun, das ihrem Besitzer Freude macht, während die Kinder
eine angenehme Zeit in Gesellschaft des Hundes und seines Führers
verbringen, die ihnen hilft, sich zu entspannen und besser zu lesen.
Die 7-jährige Sabrina Dunbar von Morrow strahlte, nachdem sie dem
Schäfermischling Max während fünf Minuten vorgelesen
hatte. Sie meinte: "Es macht Spass, denn man käme wohl kaum auf
den Gedanken, einem Hund etwas vorzulesen". Ihr Vater war ebenfalls
glücklich und fand, es sei eine tolle Methode, Kinder zum Lesen zu
bringen.
Online Ausgabe von The Cincinnati Enquirer (08.01.06).
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Es gibt eine ganze Reihe von Organisationen, welche Leseprogramme
anbieten, z.B.
und alle arbeiten nach dem Motto: Hunde können nicht lesen, aber
sie sind grossartige Zuhörer und lachen nicht, wenn du einen
Fehler machst. Die Hunde haben alle eine Ausbildung als Therapiehunde
und die Kinder sind überzeugt, dass die Hunde ihnen zuhören.
So sagte ein kleiner Junge zu einem Hundeführer, dass er einem
Hund Angst eingejagt habe. Auf die Frage, wie er das gemacht habe,
antwortete er: "Ich habe ihm eine Geistergeschichte vorgelesen".
Nancy Wright, Texas, schreibt, dass ihre beiden Pembrokes die
ersten Hunden waren, die 2000-2001 am Leseprogramm einer Primarschule
in Dallas teilnahmen. In Amerika gehen die Kinder viel früher in
die Schule als in der Schweiz. Nancy Wright und ihre Corgis arbeiteten
mehrere Tage in der Woche mit Kindern der 3. und 4. Klasse (was einem
Alter von 7-8 Jahren entspricht). Zusätzlich zum Lesetraining
wollte sie mit Hilfe der beiden Corgis den etwas flegelhaften Kindern
in einer friedlichen und anregenden Atmosphäre auch einige
Manieren beibringen. Vor allem aber wollte sie sie ermuntern, aus Lust
und Freude am geschriebenen Wort zu lesen. Die Kinder stammten aus
Verhältnissen, wo sie keine Unterstützung der Eltern
erhielten und viele schreckten davor zurück, ein Buch ohne Bilder
in Angriff zu nehmen, weil ihnen das Selbstvertrauen fehlte und sie
glaubten, dass ein Text ohne Bilder viel zu schwierig sei. Nancy Wright
bemerkte auch, dass ein Schüler zögerte, seine neu erworbenen
Lesefertigkeiten zu zeigen, und sich dadurch von seinen Gleichaltrigen
zu unterscheiden.
Auch Heather Lampman, Ohio, hat mit ihrem 6-jährigen
Pembroke Parker ebenfalls an einem Leseprogramm teilgenommen, nachdem
er die Prüfung als Theraphiehund bestanden hatte. Das Programm
dauerte jeweils 6 Wochen und während 2 aufeinander folgenden
Wintern traf sie die Kinder jeden Samstag in der Bibliothek. Die Kinder
waren von ihren Lehrern für das Programm ausgewählt worden,
um ihre Lesefertigkeiten zu verbessern, und jede Woche lasen 2-3 Kinder
während 15-20 Minuten vor. Die Kinder konnten selbst entscheiden,
welchem Hund sie vorlesen wollten.
Im letzten Sommer nahmen Heather Lampman und Parker an einem
ähnlichen Programm in einer anderen Bibliothek teil. Hier wurden
Hunde des Pet Pals Programms eingeladen, die jeweils ein Kinderspital
in Cleveland, Ohio besuchen.
Die Lesestunden machten Spass und die Kinder genossen es sichtlich,
den Hunden vorzulesen. Weil die Hunde die Fehler nicht bemerkten und
sich sowieso nicht darum kümmerten, waren die Kinder eher bereit,
es mit schwierigeren Büchern und neuen Wörtern zu versuchen
als in der Schulklasse. Wenn sie bei einem Wort stecken blieben, halfen
wir ihnen, aber meistens wollten sie das Problem gerne selbst
lösen.