Der Corgi - ein Schweisshund?
Der folgende Bericht beweist wieder einmal, wie vielseitig unsere
Corgis sind.
Der norwegische Pembroke Rüde Annwn Quite a Lad wurde im Alter
von nur gerade zwei Jahren der erste Corgi, der sich Norwegischer
Schweisschampion nennen darf.
Sein Besitzer Helge Solberg hatte bereits einige Jahre mit
verschiedenen Jagdhunderassen gearbeitet, zuletzt mit zwei Nova Scotia
Duck Tolling Retrievern. Als der Ältere Probleme mit dem
Rücken bekam, entschloss Helge sich für eine kleinere Rasse
und wählte einen Petit Basset Griffon Vendeen. "Charlie" ist ein
phänomenaler Spürhund und wurde bald norwegischer und
schwedischer Schweisschampion. Als der zweite Toller allzu früh an
Magenproblemen starb, begann Helge sich nach einer neuen Rasse
umzusehen.
Aber wie kamen Helge Solberg und seine Frau Lilly auf einen Corgi?
Nun, obwohl sie beide vom Petit Basset begeistert sind, steckt in ihm
etwas zu viel Jagdhund für jemand, der nicht selbst auf die Jagd
geht. Also suchten sie einen kleinen robusten Hund ohne zu viel
Jagdtrieb. Allerdings entsprach der Corgi mit seinen kurzen Beinen
absolut nicht ihren Vorstellungen von einem Hund. Aber auf
Ausstellungen kamen sie ins Gespräch mit Corgi-Besitzern und vor
allem auch mit ihren Hunden, die ihr Bestes taten, um sich bei den
Solbergs einzuschmeicheln. Und so kauften sie 1998 einen Pembroke Corgi
von Anne Indergaard.
Helge Solberg mit seinen beiden
"Schweisshunden"
Wie würden wohl die Kollegen im Jagdhundekreis reagieren, wenn
Helge ihnen mitteilte, dass er das nächste Jahr mit einem
kurzbeinigen kleinen Hütehund erscheinen werde. Und obwohl ihn
niemand direkt auslachte, so konnten sich einige der eingefleischten
Jäger kaum ein mitleidiges Lächeln verkneifen. Jetzt, wo sie
den Corgi bei der Arbeit gesehen haben, lacht keiner mehr. Helge selbst
setzte keine allzu grossen Erwartungen in "Laddie" als Spürhund,
aber als Hütehund sollte er zumindest arbeitswillig sein und
nachdem Helge im Corgi Klub damit geprahlt hatte, dass er aus Laddie
einen Schweisschampion machen werde, musste er auch den Beweis
dafür erbringen. Dass es so schnell gelingen sollte, hätte er
allerdings nie gedacht.
Sobald der Welpe sich in seinem neuen Heim eingelebt hatte, fing Helge
mit dem Training an: Kurze Fährten von 10-15 m Länge auf
einer geraden Strecke, 3-4 Stunden alt, wobei das Blut mittels eines
Stocks auf die Erde getupft oder aus einer Flasche geträufelt
wird. Nach und nach wurden die Spuren länger, es wurden Haken
eingelegt, bis die vorgeschriebene Länge erreicht war. Als Laddie
dies beherrschte, wurde der Schwierigkeitsgrad langsam gesteigert, die
Schweissfährte wurde unterbrochen, Bäche und Pfade mussten
gekreuzt werden und die Fährte wurde immer älter. Bis der
Hund deutlich zeigte, dass er begriffen hatte, um was es ging,
versuchte Helge Gebiete mit viel Wild und anderen Ablenkungen zu
meiden. Später suchte er ein Gelände mit frischen Spuren,
Elchkot und Beerensammlern auf, damit der Hund lernen sollte, sich
nicht ablenken zu lassen, und damit Helge als Führer gleichzeitig
lernen konnte, die Reaktionen des Hundes auf Ablenkungen zu "lesen".
Während der Lernphase macht Helge normalerweise zweimal
wöchentlich, später höchstens einmal pro Woche
Fährtenarbeit.
Bei einer Schweissprüfung wird die Suche nach verwundetem Wild
simuliert (Schweiss = Blut). Die Fährte muss eine Länge von
ca. 600 m haben und es müssen mindestens 4 Haken eingelegt werden.
Die Fährte muss zweimal unterbrochen werden, das eine Mal mit
einem Haken. Auch ein Wundbett muss angelegt werden. Es dürfen
nicht mehr als 3 dl Blut verwendet werden und die Fährte muss
zwischen 12 und 24 Stunden alt sein. Die Fährte ist nicht
markiert. Der Hund wird an einer 10-15 m langen Leine geführt. Das
Tempo darf nicht grösser sein, als dass der Schütze am Ende
der Fährte ein eventuell verwundetes Tier treffen und erlegen
kann. An der Prüfung wird das Team, d.h. Hund und Führer und
ihre Zusammenarbeit, beurteilt. Für einen 1. Preis muss das Team
überzeugende Fährtenarbeit leisten. Das Ende der Fährte
muss erreicht werden. Für einen 1. Preis mit "Auszeichnung" muss
das Team eine hervorragende Leistung erbringen, bei Unterbrüchen
der Fährte sehr gezielt arbeiten und Ablenkungen durch frische
Spuren und andere Einflüsse ohne Probleme meistern. Für den
Championtitel braucht es dreimal einen 1. Preis von drei verschiedenen
Prüfungsrichtern, und mindestens zweimal die Bewertung "gut" in
der Offenen Klasse auf Ausstellungen.
Laddie, alias Annwn Quite a Lad, N & S Champion
sowie norwegischer Schweisschampion
Das Team begann im Jahr 1999 mit einer Jagdanlageprüfung, einer
etwas einfacheren Schweissfährte, wo sie mit einem 1. Preis
abschlossen. Noch im gleichen Jahr debutierten sie an einer richtigen
Prüfung mit einem 3. Preis. Eigentlich war Laddie noch nicht reif
für die Aufgabe, aber es war eine gute Übung. Der Sommer 2000
begann nicht gerade vielversprechend mit einem "0" (ungenügend),
weil der Führer sich nicht auf seinen Hund verliess, sondern ihn
in die Richtung zog, wohin die Fährte seiner Meinung nach
führte! Nach dieser Erfahrung beschloss Helge, sich in Zukunft
nicht mehr einzumischen, sondern Laddie die Fehler selbst machen zu
lassen. Und seither ging die Zusammenarbeit gut: An den vier letzten
Prüfungen gewannen sie jedes Mal einen 1. Preis mit "Auszeichnung"
und einmal wurden sie sogar Prüfungssieger. Somit errang Laddie
nur wenige Tage nach seinem zweiten Geburtstag den Titel "norwegischer
Schweisschampion", nachdem er am Tag zuvor auch noch schwedischer und
norwegischer Schönheitschampion wurde.
Der grösste Erfolg seiner bisherigen Karriere war Laddie an der
Prüfung des norwegischen Klubs für Hannoversche Schweisshunde
und Bayerische Gebirgsschweisshunde beschieden, als er alle
Spezialisten mit ihren eigens für die Schweissarbeit
gezüchteten Hunde besiegte.
Aus dem Norwegischen, mit freundlicher Genehmigung von Anne
Indergaard.
P.S. In der Schweiz würde ein Corgi als Nicht-Jagdhund an einer
Schweissprüfung gar nicht zugelassen.
ANo
Corgi News April 2001
13.04.2010