Die Probe (Version Rüde)

"Nun" meinte der Tierarzt beruhigend, "ich glaube nicht, dass es etwas Ernsthaftes ist, aber zur Sicherheit sollten wir ein paar Untersuchungen machen".

Buster hatte ein paar Tage gekränkelt und nun breitete sich in den unteren Regionen ein heftiger roter Ausschlag aus.
Der Tierarzt beendete seine Untersuchung: "Geben Sie ihm diese Tabletten und kommen Sie am Freitag wieder. Und bringen Sie eine Urinprobe mit".

Erst nachdem ich die Praxis verlassen hatte, ging mir die Bedeutung dieser Bemerkung richtig auf. Eine Urinprobe!

Wie um Himmels willen sollte ich eine solche beschaffen? Hätte es sich bei Buster um eine Deutsche Dogge gehandelt, wäre die Situation eine andere, aber er ist ein Corgi! Während ich am Problem herumgrübelte, überlegte ich verschiedene mehr oder weniger phantasievolle Lösungen, aber keine schien praktisch möglich. Ich könnte natürlich versuchen, ein kleines Kännchen unter seinem Bauch zu befestigen, aber in diesem Fall müsste er direkt nach vorne pinkeln, und zudem konnte ich mir nicht richtig vorstellen, wie er mit einem Kännchen am Bauch die Strasse entlang wandern sollte.

Ich beschloss, ihn sozusagen mit herunter gelassener Hose zu überraschen. Als Erstes machte ich mich daran, ihn aufzufüllen. Buster liebt Milch und trank beinahe einen halben Liter mit grösstem Vergnügen. Nächster Schritt: Kein Gassi gehen. Ich wartete, bis er zu zerspringen drohte, nahm ihn an die Leine und holte ein Kännchen (selbstverständlich eins, das nicht mehr gebraucht wird) und steuerte zu Busters grosser Erleichterung seinen Lieblingslaternenpfahl an.

Ich wartete, bis er voll aufgedreht hatte, und beugte mich alsdann hinunter, um ihm das Kännchen unterzuschieben. Er aber drehte sich blitzschnell um und starrte mich mit äusserst misstrauischem Blick an. Ja, er drehte sich so schnell, dass das Kännchen trocken blieb, im Gegensatz zu mir. Ich trocknete mein Ohr mit dem Taschentuch.

Ach, was soll's, weiter zum nächsten Laternenpfahl. Aber jetzt hegte Buster ernste Zweifel an meinen Absichten, und wässerte den Pfahl mit kurzen Spritzern und mit abgewandtem Hinterteil, während er mich die ganze Zeit argwöhnisch beobachtete. Nach kurzer Zeit hatte ich einen leeren Corgi und eine leere Kanne. Es blieb nichts anderes übrig, als nach Hause zu gehen und den Hund nochmals aufzufüllen.

Zwei Stunden später zogen wir von neuem los, aber dieses Mal führte ich eine heimliche Waffe mit - eine am Ende eines langen Stocks befestigte Tasse.

Als wir uns dem Laternenpfahl näherten, merkte ich deutlich, dass Buster den früheren Vorfall noch nicht vergessen hatte. Er hielt knapp einen Meter vor dem Laternenpfahl an, fixierte mich mit den Augen und bewegte sich rückwärts zum Pfahl. Aber da stand das Glück des Zufalls mir bei. Genau im richtigen Augenblick steckte ein grosser schwarzer Hund seinen Kopf aus einem nahegelegenen Eingang und lenkte Busters Aufmerksamkeit gerade so viel ab, dass ich meine Tasse unterschieben und sie füllen konnte. Glücklich trat ich die Heimkehr an. Was für ein Erfolg! Meine Aufgabe war vollbracht!

Ich goss die kostbare Flüssigkeit in ein Fläschchen und am nächsten Tag begaben wir uns zur Praxis.

"Es sieht ja aus, als sei er wieder in Ordnung" meinte der Tierarzt freundlich lächelnd.
"Hier ist die Probe, die ich mitbringen sollte". Ich stellte das Fläschchen auf den Tisch. Der Tierarzt schob es zur Seite "Ach das brauchen wir nicht, die Tabletten scheinen ja ihre Wirkung getan zu haben".

Niemand hat jemals erfahren, was ich mit dem Fläschchen am liebsten gemacht hätte.

von Margo Hackney
Aus Dogs Monthly 3/1987
Übersetzung ANo

Die Probe (Version Hündin)



28.12.2011