Der ursprüngliche Corgi
Die frühe Geschichte des Cardiganshire Welsh Corgi

Gestützt auf Nachforschungen von W. Lloyd-Thomas und Clifford L.B. Hubbard scheint der Cardigan Welsh Corgi von der Familie der Teckel abzustammen, die wahrscheinlich vor 3000 Jahren von den Kelten aus Zentraleuropa nach Wales gebracht wurden. Dabei ist es interessant festzustellen, dass besonders die mittlere Grafschaft Cardiganshire reich an vielen frühen keltischen Festungen ist. Bronant, ein kleines Dorf im Herzen der Cardiganshire Berge, scheint der einzige Ort in Wales zu sein, wo es bis ungefähr 1870 keine andere Rasse als den Corgi gab. Und es war in der Gegend von Bronant, wo der letzte echte Corgi lebte. Deshalb wurde der ursprüngliche Corgi manchmal auch als Bronant Corgi bezeichnet.
(Cardiganshire ist heute Ceredigion).


Die ältesten überlebenden Hinweise auf britische Viehhunde findet man in den Alten Walisischen Gesetzen (Ancient Welsh Laws), welche von Hywel Dda um 920 kodifiziert wurden. Diese Gesetze nannten verschiedene Arten von Hunden, unter anderem den "watch cur" (Wachhund), den "shepherd cur" (Hütehund) und den "house cur" (Haushund). Der Concise Oxford Dictionary (1987) definiert den Ausdruck "cur" als "wertlosen, ordinären, oder bissigen Hund". In Band XIII, Kapitel II, Paragraph 236, steht jedoch, dass für einen Hirten während des Sommeraufenthalts folgende drei Dinge unentbehrlich waren: eine Hütte, ein Hütehund, und ein Messer. Vor mehr als 1000 Jahren war der Hütehund für Vieh (und Schafe) in Wales vom Gesetz als wertvolle Hunderasse anerkannt, und ein solcher Hund, vorausgesetzt er war brauchbar und älter als ein Jahr, entsprach dem Wert eines Ochsen.

Die Bedeutung von Corgi
Als Clifford Hubbard sein Buch über den Cardiganshire Corgi schrieb, vertiefte er sich in die Studie der Rasse, einschliesslich der Bedeutung des Wortes Corgi. Nach allgemeiner Auffassung setzt es sich aus cor (Zwerg) und ci (Hund) zusammen, wobei ci in gi mutierte, also Corgi = Zwerghund. Bei seinen Besuchen der Nationalbibliothek von Wales und dem Dictionary Department of the Board of Celtic Studies, studierte Hubbard hunderte von Bänden und Manuskripten und fand mehrere Hinweise auf "Corgwn" (Mehrzahlform von Corgi) und genügend historischen Rückhalt, dass das Wort "Corgi" mit "Cur" verbunden ist. Das älteste der Wörterbücher, Wyllam Salesbury's A Dictionary in Englyshe and Welshe (London 1574), enthält einen Hinweis auf "Corgi oder curre dog" und auf den Ausstellungen in den frühen Jahren wurde der Corgi oft als "Cur" bezeichnet.

Der Corgi ist ein sogenannter "Heeler", weil er das Vieh in die Fersen (heels) schnappt. Als die Corgis in Wales zum ersten Mal auf Landwirtschaftsschauen ausgestellt wurden, wurden sie oft als "Heelers" bezeichnet und das ist das einzige englische Synonym für Corgi, abgesehen von "Cur", welches eine Übersetzung der walisischen Bezeichnung ist. Das walisische Wort für das Verb "heel" ist "sodli" und der Corgi wurden von den Walisern während Hunderten von Jahren "Ci Sodli" genannt. Manchmal wird der Cardigan Corgi auch "Ci Llathaid" genannt, walisisch für den "Yard-langen Hund", gemessen von der Nasenspitze bis zur Rutenspitze, wobei der walisische Yard gut 10 cm länger ist als der englische Yard (d.h. gut 1 Meter).

Der ursprüngliche Corgi
Lloyd Thomas beschreibt den ursprünglichen Corgi wie folgt:
Körper lang und muskulös; sehr tiefgestellt; kräftige Knochen mit nach innen neigenden Vorderbeinen und nach aussen gestellten Pfoten; markantes Brustbein; grosse, hängende, charakteristische Ohren mit abgerundeter Spitze; breite Stirn; Fang verhältnismässig tief und stumpf; sehr kräftiger Hals; geruchloses, glattes, eng anliegendes, drahtiges Haarkleid; dicke, lange, dicht befederte Rute; Wesen normalerweise ruhig und reserviert; Gewicht bis zu 13,6 kg. Der ursprüngliche Corgi erinnerte vor allem an einen breitbrüstigen Dackel des alten Typs. Den ursprünglichen Corgi gab es in drei Hauptfarben: ein sattes, goldenes Gelb mit einem Stich von Rotgold, das zu gewissen Jahreszeiten beinahe ganz zu Rotgold wurde; blue und gray Merles, und häufigst ein ziemlich unbeschreibliches gold-braun Merle mit nur einer Spur von Blau oder Grau. Alle hatten weisse Abzeichen in unterschiedlichem Ausmass. Schwarz/weisse Hunde scheinen ab und zu vorgekommen zu sein.

(Ich habe mich oft gefragt, ob es sich dabei um reinrote (ee) Hunde handelte, die sogenannten "pinks", die in den letzten Jahren vermehrt auftauchen. - ANo)

Sein Hauptcharme lag jedoch nicht in seinem Äussern, sondern viel mehr in seinem Wesen, welches Klugheit, Mut, Hingebung, Ehrlichkeit und Gehorsam vereinte. Diese Charakterzüge machten ihn einmalig und sind nur bei seinen direkten Nachkommen zu finden.


David Jones with his Corgi

Er war gut im Umgang mit Kindern und ein ausgezeichneter Wachhund. Es war jedoch beim Viehtreiben, dass der Corgi sein wahres Talent zeigen konnte und den furchtlosen Mut, die unbeirrte Standhaftigkeit und den prompten Gehorsam seiner Rasse entfaltete. Es zeigte sich deutlich, wie stark das Überleben dieser Hunde von ihrem tiefen, stämmigen Bau, den nach aussen gedrehten Vorderpfoten, dem kräftigen Schädel, der langen, kräftigen Rute abhing. So ist es auch verständlich, warum die alten Bergbewohner so grossen Wert darauf legten, dass ihre Hunde richtig gebaut waren und das richtige Wesen hatten.

Mitten in Cardiganshire
Vor ungefähr 1875 waren die Berge um Bronant hauptsächlich Kronland oder Gemeinland, dicht besiedelt von Kleinbauern mit nur wenig eingezäuntem Land. Die Besitzer solcher Anwesen hatten das gleiche Recht, ihr Vieh auf dem sie umgebenden Gemeinland grasen zu lassen. In der Praxis begann jede Familie im Lauf der Generationen jedoch gewisse Flächen als ihr eigenes spezielles Territorium und somit das Vieh anderer Familien als Eindringlinge zu betrachten.


Diesem Umstand verdankte der ursprüngliche Corgi nicht nur seine Existenz und das Ansehen, das er genoss, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch die bemerkenswert unveränderte Ähnlichkeit seines Wesens sowie die Reinheit der Rasse, die er zu jener Zeit offenbarte.

Der Besitz eines Corgis bedeutete für die Familie eine unentbehrliche Hilfe und ihr Auskommen war in grossem Masse von dessen Leistungsfähigkeit abhängig. Wer einen tüchtigen Corgi besass, hatte immer eine genügend grosse Weide zur Verfügung und konnte demzufolge eine relativ grosse Anzahl Tiere halten, was wiederum ein gutes Einkommen garantierte. Ein guter Corgi gehörte daher zum meist geschätzten Eigentum und man gab sich grosse Mühe, diese Fähigkeiten zu bewahren. Nur die besten Exemplare wurden behalten und es wurde alles daran gesetzt, um eine Paarung ungeeigneter Hunde zu vermeiden. Mit anderen Worten wurde das Prinzip selektiver Züchtung streng befolgt.


Wie der Corgi arbeitete
Mit dem Corgi angeborenen Instinkt, das Vieh in die Fersen zu schnappen, war die Methode, mit welcher diese Hunde dazu gebracht wurden, eindringendes Vieh zu vertreiben, einfach und effektiv. Beim ersten Anzeichen, dass das Vieh eines Nachbarn seine Hufe auf das selbstzugeteilte Territorium setzen könnte, rief der Bauer seinen Hund und beeilte sich, so nahe wie möglich bei seinem eigenen Tor Stellung zu nehmen und selten weniger als ca. 450 m von den Eindringlingen entfernt. Er brauchte nicht näher zu gehen, denn er konnte sich darauf verlassen, dass der Corgi, falls notwendig, 1,5 oder mehr Kilometer von seinem Besitzer entfernt arbeiten würde.

Die Cardiganshire Landschaft
Aus dieser Position ist das Vieh für den Bauern möglicherweise gut sichtbar, aber auf Grund des tiefgestellten Körpers des Hundes und der hügeligen Landschaft, ist das Vieh für den Hund zu diesem Zeitpunkt in den meisten Fällen unsichtbar. Der Bauer musste ihm daher die Richtung angeben, indem er ihn entsprechend positionierte. Dann begann der Bauer leise zu pfeifen, stets abwechselnd zwischen einem hohen und einem tiefen Ton, und gleich lief der Corgi los.

So lange diese Pfiffe seine erstaunlich sensitiven Ohren erreichten, rannte der Corgi auf direktem Weg weiter in die gegebene Richtung. Und schon bald wird er die Eindringlinge zu sehen bekommen. Nur für eine Sekunde wird sich der Hund ducken, wie um seine Kräfte für den Angriff zu bündeln. Aber schon im nächsten Moment wird er sich mit einer Wildheit, die man diesem ansonsten so gutmütigen Geschöpf gar nicht zutrauen würde, auf das erste Paar Fersen stürzen. Und kaum ist er da, ist er schon wieder weg und geht auf das nächste Opfer los, immer und immer wieder.

Das Auge kann seiner Arbeit kaum folgen, die tanzenden Vorderbeine weit auseinander gespreizt; ihre merkwürdige Form erlaubt ihm den Kopf tief zu halten und den Körper vorwärts zu rollen, wie der Blitz von Seite zu Seite, indem er nur um eine Haaresbreite den mörderischen Hufen entgeht. Seine starken weissen Zähne leuchten auf, wenn seine kräftigen Kiefer hier und da und überall zuschnappen.

Die flinke Fussarbeit, der geschmeidige Körper, das perfekte Timing, erinnern auf eine Weise an einen trainierten und äusserst geschickten Leichtgewichtsboxer. Man hält den Atem an. Bestimmt wird der Hund erschlagen. Aber nein, bereits ist das Vieh in Bewegung. Im nächsten Moment rennen sie in wilder Flucht nach Hause, eine bockende, tretende, donnernde Herde, und gleich hinter ihnen macht man einen winzigen, goldigen Punkt aus, der trotz seinen kurzen Beinen immer noch mithalten kann und die Herde weiter vor sich her treibt.

Jetzt führt der beobachtende Bauer langsam seine Finger zu den Lippen. Ein schriller, lang gezogener Pfiff schneidet die Luft. Der rennende Punkt wird langsamer, zögert, stoppt, kehrt um und rennt kurz darauf zurück. Indem er wie ein Schnellboot durch das hohe, grobe Hochlandgras herbei rast, bemerkt man, dass die erstaunliche Schnelligkeit hauptsächlich von der seltsamen Art stammt, wie er die Länge des Körpers benutzt.

Nachdem, was bisher gesagt wurde, wird man verstehen, dass der Corgi, nicht wie manchmal fälschlich behauptet, als Hund gehalten wurde, um das Vieh nach Hause zu treiben, sondern ganz im Gegenteil um es weiter auf die Weide zu treiben. Tatsache ist, dass dem ursprünglichen Corgi der Instinkt eines Hütehundes, die Herde zusammen zu treiben, völlig fehlte. Und es war dieser fehlende Hüteinstinkt, der schliesslich zu seinem Verderben führte.

Der Grund für dieses Missverständnis kann wie folgt erklärt werden: der Umstand, dass Vieh, das schon einmal Erfahrung mit der Effizienz des Viehtreibers gemacht hatte, beim Anblick eines solchen sich nähernden Hundes Angst bekam und sich nach seinem eigenen Hof davon machte, führte nicht selten dazu, dass die frühen Siedler ihren Corgi auf das weidende Vieh losschickten, um ihm Angst einzujagen, wobei der Hund zurückgepfiffen wurde, bevor er nahe genug war, um anzugreifen. Diese Methode hatte jedoch oft genau den gegenteiligen Effekt. Beim Anblick des Corgis rannte das Vieh panisch in die falsche Richtung und der Corgi, der ein reiner Treiber war, war nicht imstande, die Herde wieder zusammen zu treiben.

Der Einfluss des Brindle Herder
In der Vergangenheit hielt man den ursprünglichen Corgi, weil er damals das tat, was heute ein Zaun bewirkt. Es ist daher nicht weiter erstaunlich, dass die Einführung des Drahtzauns um 1875, als die Regierung entschied, das Kronland um Bronant aufzuteilen und den Bauern zu verkaufen, einen gravierenden Einfluss auf den Corgi und seine Zukunft hatte.

Nachdem ihr Land gegen das Eindringen des Viehs des Nachbarn und zur Sicherheit der eigenen Herde eingezäunt war, entdeckten die Bauern bald, dass die bisher geschätzte Eigenschaft ihrer Corgis nicht mehr den gleichen Wert hatte wie früher. Was sie jetzt brauchten, war nicht ein Hund der fremdes Vieh wegtrieb, sondern einer, der ihr eigenes heimtrieb. So dauerte es nicht lange, bis der Corgi den Hütehunden weichen musste, welche einen Instinkt zum Zusammentreiben mit einem Hang zum Schnappen in die Fersen hatten. Diese Hunde umkreisten die Herde vom entfernten Ende und trieben sie nach Hause. Die Methode dieser Hütehunde war jedoch bedeutend weniger effektiv, indem sie hinter der Herde hin und her rannten und dem Vieh schnelle, leichte Kniffe verpassten.

Zum Glück war der Wechsel vom Corgi zum Hütehund nicht allgemeingültig. Während auf dem Grossteil der tiefer gelegenen Farmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Hütehunde und Collies zur Tagesordnung gehörten, verblieben Corgis und Corgi-Mischlinge auf den höher gelegenen Höfen, die an das, was vom Gemeinland übrig geblieben war, angrenzten.

Die Mehrheit der Hütehunde, die nun auf den neu etablierten Farmen benutzt wurden, bestand aus zweierlei Typen: der kleine Red Cattle Herder (Hubbard erwähnt einen Red Heeler!), und der Brindle Herder. Über die frühere Geschichte des Red Herder weiss man wenig, ausser dass es eine eindeutige Rasse war, die zu einer Zeit zahlreich verbreitet war in den Grafschaften des englischen Nord- und Mittellandes verbreitet war, sowie entlang der Grenze zu Wales. Der Red Herder war ein recht guter, beständiger Gebrauchshund, mutig beim Viehtreiben und ein ausgezeichneter Wachhund, aber er war menschenscheu und daher nicht geeignet als Begleiter.

Der Brindle Herder hingegen war ein völlig anderer Hund. Sein Wesen war so liebenswürdig wie das des ursprünglichen Corgis. Er war mutig, äusserst aufmerksam, ehrlich, gutmütig, sehr intelligent und treu ergeben. Auch sein Äusseres liess wenig zu wünschen übrig. Ein leicht gebauter, ziemlich langbeiniger, anmutiger Hund, von ungefähr 50 cm Schulterhöhe, der einen Eindruck von Qualität hinterliess, welche der Mehrheit der Bauernhunde fremd war. Abgesehen von seiner etwas längeren Schnauze, dem feineren Profil und dem Umstand, dass er seine grossen abgerundeten Ohren steif aufrecht trug, war der Kopf nicht unähnlich dem des Bronant Corgis. Die Rute war jedoch eher buschig als gefedert, ähnlich dem des Red Herders, aber nicht ganz.

Aber die vielleicht attraktivste äusserliche Eigenschaft dieser Hunde war die Zeichnung und Farbe ihres glatten, glänzenden, mittelang strukturierten Haarkleids. Eine Farbe, die vielleicht am besten mit dem goldenen Brindle eines Bulldogs verglichen werden kann, nur in einer dunkleren und kräftigeren Schattierung.

Ungleich dem Red Herder, schien der Brindle Herder nicht so weit verbreitet gewesen zu sein. Anscheinend kam er nur in einem schmalen Streifen Land entlang der südlichen Hälfte der Cardiganshire Küste vor. Von hier wurde er in die Berge gebracht, wo er als "Arbeiterhund" bekannt wurde.

Aus der Sicht der Bergbauern hatte der Brindle Herder einen einzigen schwerwiegenden Fehler, denn nur ungefähr einer von sechs Hunden entwickelte sich zu einem durchwegs guten Hund für die Arbeit mit dem Vieh. Der Rest versagte, weil ihnen die notwendige Inbrunst und der Trieb für das Hüten von Vieh fehlten.

Man versuchte daher, den Brindle Herder zu verbessern, indem man ihn mit einigen der verbliebenen reinrassigen ursprünglichen Corgis kreuzte. Aus der Sicht des heutigen Corgi Liebhabers war diese Kreuzung ein überwältigender Erfolg. Der Corgi erwies sich als die dominante Rasse und wurde grundlegend nur wenig verändert. Die nach aussen gebogenen Vorderläufe, der tiefgestellte kräftige Körper und der Charme seines früheren Wesens waren immer noch vorhanden. Gleichzeitig wurde aber eine deutliche Verbesserung der Erscheinung und des Wesens erzielt. Der Kopf wurde weniger schwer und feiner, der Ausdruck wurde aufmerksamer und verriet eine schnellere Mentalität, die Ohren waren aufrecht, Körper und Beine erschienen ansprechender und jede Spur von Derbheit verschwand. Ein neuer, besserer und schöner Corgi war entstanden. Aus der Sicht der Bauern war die Kreuzung jedoch ein Misserfolg. Der Treibinstinkt erwies sich als dominant und anstelle eines besseren Hütehunds erhielten sie einfach einen besseren Treiber.

So war es nur auf den höher liegenden Farmen, die an Kronland grenzten, dass das Resultat der Kreuzung überlebte und zusammen mit einer Handvoll der ursprünglichen Corgis zu den Vorahnen der heutigen Corgis wurde. Der reine Brindle Herder, der bei den Bergbauern nie besonders beliebt war, wurde mit der Zeit durch Red Herders, verschiedene Schäferhunde und später Schottische Schäferhunde (Collie) ersetzt, und ist längst verschwunden.

Eine andere Kreuzung von gewissem Interesse ist diejenige, die zwischen dem echten Corgi und den Collies stattfand, die später aus Schottland kamen und zum grossen Teil die Schäferhunde ersetzten. Auch hier zeigte sich der Corgi physisch und mental als die dominante Rasse, und das Resultat war der "Heeler", ein kleiner, relativ langer, tiefgestellter, kräftiger Hund mit ansprechendem Wesen, der seine Collie Abstammung nur beim Kopf, dem Haarkleid und der Rute verriet. Wenn dieser Hund wieder mit einem echten Corgi gepaart wurde, waren die Nachkommen oft schwer von den echten Corgis zu unterscheiden. Rawdon B. Lee, in Modern Dogs (Non-Sporting Division) von 1894, verweist auf einen "Welsh Heeler", und beschreibt ihn als "kleinen, glatthaarigen, merle oder schildpattfarbigen, blauäugigen Hund, klug und gut geeignet für die Arbeit im Hochland."

Soweit Lloyd-Thomas sich erinnert, war es Anfang 1929, dass der letzte, reinrassige, ursprüngliche Corgi genannt Mon von einem Lieferwagen überfahren wurde. Ein wunderschönes und typisches Beispiel der alten Bronant Rasse mit einer Abstammung, die durch viele Generationen zurückverfolgt werden konnte. Wenn auch Mon das letzte reine Exemplar seiner Rasse war, war er zumindest nicht der Letzte seiner Linie. Obwohl noch recht jung hatte er kurz vor seinem Tod einen guten Wurf mit einer ausgezeichneten Corgi/Brindle Herder Hündin gezeugt, wobei die Welpen in ausgeprägtem Masse das Wesen sowie viele der besseren physischen Eigenschaften ihres Erzeugers besassen.


Mon, the last of the original Corgis

His daughter Fancy from a Corgi/Brindle Herder bitch owned by Miss D.F. Wylie

In seinem Buch "Working Dogs of the World" (1947) schreibt Hubbard, dass es wahrscheinlich teilweise der geographischen Isolation und teilweise der gewissenhaften Zucht der Züchter zu verdanken ist, dass der Cardigan Corgi so stark an den primitiven Treibhund der alten Kelten erinnert. Wie sorgfältige Zuchtauswahl eine Rolle in der Zucht typischer Exemplare spielte, beweisen die Hunde aus der Zucht von Miss D.F. Wylie vom "Geler" Zwinger, welche dem ursprünglichen Typ nahe kommen.

Im Zusammenhang mit der damaligen Kampagne des British Council of Docked Breeds (CDB) für die "freie Wahl die Rute zu kupieren" wurde manchmal behauptet, dass die Pembroke Corgis das Vieh treiben, indem sie blitzschnell in die Herde tauchen und nach den Fersen schnappen, während der Cardigan die Tiere aus sicherer Distanz hütet, d.h. mehr wie ein Border Collie, und dass ein Pembroke mit einer schweren, verschmutzten Rute daran gehindert würde, sich schnell ausser Reichweite der unvermeidlichen Tritte zu bringen, daher die Notwendigkeit des Kupierens.

Konfrontiert mit dieser Behauptung reagierte John Holmes (†2000), Züchter von Pembrokes unter dem Zwingernamen "Formakin", ziemlich amüsiert und antwortete, dass er selbst mit vielen verschiedenen Viehhunden, vom Australian Cattle Dog bis zu den Corgis, gearbeitet oder sie bei der Arbeit beobachtet habe. Der Unterschied zwischen Vieh und Schafen bestehe darin, dass Schafe vor einem Hund davon rennen, der sich auf Abstand hält, während das Vieh dazu gebracht werden muss, sich in die vom Hund gewünschte Richtung zu bewegen. Das geschieht durch "Heeling" und "Nosing" d.h. wenn die Kuh vorwärts gehen soll, schnappt der Hund sie in die Fersen, und wenn sie nicht weiter gehen soll, zwickt er sie in die Nase. Das macht der Hund per Instinkt; man kann ihm nicht beibringen, wo er zuschnappen soll.
Es ist interessant zu beobachten, wie verschiedene Hunde ihre eigene individuelle Technik entwickeln. Grössere Hund, wie die Collies und Australian Cattle Dogs, schnappen in der Regel gleich oberhalb des Fusses zu. Corgis schnappen viel tiefer, in den weichen Teil der Ferse und wurde eine Kuh erst einmal dort erwischt, wird sie einen gesunden Respekt vor diesem kleinen "Raubtier" haben, das aus dem Nichts aufzutauchen scheint.

Holmes erwähnte auch, dass er mehrmals gelesen habe, dass ein Corgi zuschnappt und sich darauf hinlegt, um dem Tritt zu entgehen, dass er aber diese Methode nie beobachtet habe. Im Gegenteil, der kluge Viehtreiber, gleichgültig welcher Rasse, hält seinen Kopf tief und kann sich sogar auf die Ellbogen niederlassen - aber er ist stets in Bewegung. Er schnappt in das am weitesten nach hinten reichende Bein und bewegt sich gleichzeitig zur Seite, so dass er ganz einfach nicht mehr da ist, wenn die Kuh ausschlägt. Corgis sind mehr treibende als hütende Hunde aber nicht schnell genug, um eine Herde von verstreuten Rindern auf einer grossen Weide zu sammeln. Sie sind jedoch aussergewöhnlich tüchtig, wenn es darum geht, Vieh oder Schafe in Lastwagen, Gehege usw. zu treiben.

Obwohl der Corgi nicht mehr als Gebrauchshund gezüchtet wird, haben viele, selbst nach Generationen, die noch nie ein Schaf oder ein Rind gesehen haben, immer noch den starken Treibinstinkt, während er anderen fehlt. Man kann es nur bei einem Test herausfinden.

Die Viehtreiber (Drovers)

Bronze Statue eines Viehtreibers in Llandovery.
Llandovery war eine wichtige Drover Stadt.
Über 30'000 Rinder und andere Nutztiere
wurden jedes Jahr von Wales nach London getrieben.

Es ist ein recht verbreiteter Glaube, dass der Cardigan Welsh Corgi in alten Zeiten gebraucht wurde, um Herden von Waliser Schwarzvieh die staubigen Strassen nach Osten zu den Märkten in England zu treiben. Die berühmten walisischen Viehtreiber sammelten das Vieh, das ihnen übergeben wurde, liessen sie an verschiedenen Orten entlang der Route für die Landstrasse beschuhen und trieben sie Hunderte von Kilometern über die Grenze zu den grossen Märkten in Smithfield (London) und Barnet (Herfordshire). Dieser Glaube stützt sich vielleicht auf Clifford Hubbards Buch "Working Dogs of the World" und "Dogs in Britain". In seinem 1952 publizierten Buch "The Cardiganshire Corgi" schreibt er jedoch:
"Als ich 1947 über die Hunde der walisischen Viehtreiber schrieb, glaubte ich wirklich, dass sie den altmodischen schweren Cardiganshire Corgi Typ gebrauchten. Ich habe seither diese Angelegenheit genauer untersucht und fühle, dass ich damals vielleicht nicht ganz Recht hatte und dass der Hund, den sie sehr wahrscheinlich gebrauchten, die Statur eines Corgis und eines Schäferhunds vereinte. Es gibt sogar heute noch wenige solcher Hunde in Wales (ich habe sie in Llandinam, Yspytty Cynfyn und der Umgebung von Plylimon gesehen) und sie sehen der Art Hunde ähnlich, welche die alten walisischen Bauern "Ci Cwrshio" nannten".


Road to Tregaron

David Hancock schreibt in "Old Working Dogs" (1984), dass Vieh und Schafe, und manchmal auch Schweine, Truthähne und Gänse, oft zu Zehntausenden, zu den grossen Märkten oder Jahrmärkten wie St. Faith bei Norwich, Great Barnet, Smithfield, Canterbury und Guildford von so weit her wie die Westlichen Inseln Schottlands, Westwales und Devon trieben. Die Treiber führten ihre Hunde mit als Wächter oder Hütehunde oder auch als Jagdhunde oder Lurchers (eine Gebrauchshundekreuzung, oft ähnlich einem Windhund). Die Hunde der Treiber waren oft riesig und grimmig, wobei die mächtigen stummelschwänzigen Schäferhunde aus Sussex und Dorset einen besonders furchterregenden Ruf hatten. In den 1860ern beschreibt "Stonehenge" (J.H. Walsh) diesen Hund als "von grosser Grösse und Stärke" und zu gleicher Zeit illustriert Youatt die Rasse als einen bedeutend grösseren und deutlich weniger behaarten Old English Sheepdog. In Wales wurden der Old Welsh Grey, der Black und Tan Schäferhund und der Welsh Hillman, ein besonders schöner, grosser rot/weisser Hund, gebraucht, aber alle sind heute verschwunden. Hancock macht keinen Hinweis auf den Corgi in Verbindung mit diesen Langdistanztransporten.


Bei diesem Hund schlägt der Welsh Hillman durch. Er erinnert etwas an einen modernen Kurzhaar Collie

Der Hund des Hirten

Iris Combe in ihrem Buch "Herding Dogs, Their Origins and Development in Britain" (1987) schreibt, dass laut dem Grossteil der walisischen Bauern, welche Corgis als Hütehunde gebrauchten, Corgis nie von den Viehtreibern benutzt wurden, die die langen Reisen zu den grossen Märkten unternahmen, dass sie aber von lokalen Treibern oder Metzgern für die Reise zu den lokalen Schlachthöfen oder Märkten gebraucht wurden. Hatten sie den lokalen Markt erreicht, erwartete man oft von den Hunden, dass sie alleine nach Hause fanden, während der Treiber im lokalen Gasthaus feierte und dann per Anhalter auf einem Acker- oder Pferdewagen heimkehrte.

Obwohl die Corgis in gewissen Situationen das Kommando über das Vieh übernahmen, zeichneten sie sich vor allem als Markthunde aus. Die Treiber und Träger hatten ihre eigenen Teams kleiner Hunde, die ihnen helfen sollten, die Tiere in die Höfe und Buchten hinein- und wieder hinauszutreiben oder die verschiedenen Tiere in Gehege zu verteilen. Und als der Viehhandel von Irland seine Glanzzeit hatte, waren diese Hunde unentbehrlich beim Verladen des Viehs von den Schiffen in die Eisenbahnwagen.

Quellen:
W. Lloyd Thomas: What The Modern Corgi Owes To Its Cardigan Ancestors. American Kennel Gazette, Oct. and Nov. 1935.
Clifford L.B. Hubbard: The Cardiganshire Corgi. Nicholson & Watson, London. 1952.
Clifford L.B. Hubbard: Working Dogs of the World. Sidgwick and Jackson, London. 1947.
John Holmes: The Farmer's Dog. Popular Dogs. London. 2000.
David Hancock: Old Working Dogs. Shire Album 123. Shire Publications, UK. 1998.
Iris Combe: Herding Dog's. Their Origin and Development in Britain. Faber and Faber. London. 1987.

Ursprünglich zusammengestellt für http://www.cardicommentary.de im März 2006
Übersetzung: ANo


Lancashire Heeler
Der Ursprung des Lancashire Heeler (auch unter dem Namen Ormskirk Heeler bekannt) ist nicht ganz klar. Es wird vermutet, dass Corgis Rinder von Wales zu den den Schlachthöfen in Ormskirk trieben und dass der "Welsh Heeler" dort auf den Manchester Terrier stiess. Jedenfalls findet man den Lancashire Heeler in dieser Gegend, wo er seit vielen Generationen gezüchtet wird. Er gehört zur FCI Gruppe 1 (Hüte- und Treibhunde) und ist seit 1981 in Großbritannien eine vom Kennel Club anerkannte Rasse der Gruppe der Hirtenhunde (Pastoral Group).

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www.welshcorgi-news.ch
21.03.2018