Interview mit einem Corgi ihrer Majestät

Sir, was machen Sie während der Adventszeit?

Ich warte gespannt auf den 24. Dezember. Ich frage mich, was Queen Mummy für uns plant ... Jedes Jahr erhalten wir einen Weihnachtsstrumpf voller Geschenke.

Sie entstammen einer alten Dynastie, lastet dieses Erbe nicht sehr auf Ihren Schultern?


Nein, ich bin stolz darauf. Wir sind seit 70 Jahren mit den Windsors verbunden, seit König Georg VI, damals Herzog von York, im Jahre 1933 "Dookie" kaufte, ein entfernter Verwandter von mir. Ich meinerseits stamme aus der direkten Linie von Susan, der Hündin die Prinzessin Elizabeth zu ihrem 18. Geburtstag als Geschenk erhielt.

Welche Aufgabe hatte Ihre Mutter an der Seite der Königin?

Sie war ihre Gesellschaftsdame und setzte ihre Ehre darein, sie nie allein zu las-sen. Sogar auf der Hochzeitsreise mit dem Herzog von Edinburgh, brachte sie es nicht übers Herz, die Prinzessin allein zu lassen. Sie hatte sich geschickt im Ge-päck versteckt und der Herzog musste den Aufenthalt unterbrechen und zum Buckingham Palast zurückkehren, um ihre königliche Leine zu holen, die in der Aufregung vergessen worden war. Heute ruht Susan in Sandringham, zusammen mit Sugar und Heather. Bei einem Besuch des Parkes können Sie bei ihren Gräbern verweilen.

Haben Sie nicht manchmal genug von all diesen offiziellen Verpflichtungen?

Unter uns gesagt: es ist ein Hundeleben! Aber man muss freundlich sein zu den Gästen, auch zu den schlecht Erzogenen. Ich erinnere mich an einen gewissen Bi-schof .... er klaute die Biskuits, welche der Butler uns jeweils nach dem Mittagessen serviert .... und verzehrte sie ganz ungeniert! Ich war wütend, besonders weil un-sere Ernährungsphysiologin uns eine sterbenslangweilige Diät von Weizen, Gerste, Eiweiss und Vitaminen verschreibt .... Wenn man uns nun auch noch unsere Biskuits klaut, wo führt das hin?

Das Leben in einem Palast ist dennoch angenehm?

Ja, aber man hat kein Privatleben. Zum Beispiel dürfen wir nicht auf die Sofas und Fauteuils, ausgenommen natürlich für offizielle Fotos. Aber die Mummy Queen lässt uns von Zeit zu Zeit auf ihrem Bett schlafen. Eines Tages entdeckte ein Besucher Hundehaare auf ihrer Decke und prompt stand dies am anderen Morgen in den Zeitungen.

Es scheint, dass Ihre Majestät eine grosse Zuneigung zu Ihnen hat?

Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr sie uns verwöhnt. Sie hat uns Gum-mistiefelchen geschenkt, damit wir unsere Pfoten im Kies um den Buckingham-palast nicht wund scheuern. Sobald es ihre Zeit erlaubt, bereitet sie mit einem sil-bernen Löffel persönlich unsere Abendmahlzeit zu. Unsere Weidenkörbe liess sie nach Mass anfertigen, mit speziell erhöhtem Rand, um uns vor Durchzug zu schüt-zen. Gemäss unserem zuständigen Tierarzt sind wir von zarter Gesundheit.

Sind die Leute nicht manchmal ein wenig neidisch auf Ihre Privilegien ?

Mein Gott, wenn Sie wüssten.... Wir waren gezwungen, einem Diener fristlos zu kündigen: er versuchte, uns zu vergiften, indem er Gin und Whisky in unser Trink-wasser mischte. Und während Jahren standen wir in offenem Krieg mit den Corgis der Königin-Mutter. Diese ehr- und treulosen Mischlinge ertrugen nicht, dass sie entthront worden waren... Während eines Kampfes wurde Ihre Majestät beim Versuch, uns zu trennen, grausam gebissen. Die Wunde musste mit 3 Stichen genäht werden. Ranger, der Anführer, tötete sogar unseren Familienchef, Chipper. Es war wirklich schrecklich. Ich wollte mich in einem Zweikampf rächen, aber Prinz Edward machte unserem Duell ein Ende, indem er uns beide in den See warf.

Man sagt, dass Sie eine Therapie durchmachten, um sich von diesem Trauma zu erholen .....

Sie irren sich. Die Queen Mummy war verärgert, weil wir die Gewohnheit hatten, die Boten in die Waden zu zwicken ..... Was wollen Sie, eine kleine Schwäche von mir!! Also rief Mummy einen Psychologen herbei. Sie reden von einer Therapie! Er ver-passte uns Ultraschallhalsbänder!! Unmöglich auch nur mit einem Ohr zu wackeln, ohne dass der Pfeifton uns das Trommelfell zerreisst ...... Mensch! Wie wir uns seither langweilen!

Aus der französischen Zeitschrift "Point de vue"
Übersetzung: Irma Weber
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02.11.2021